: Kränze im Bendlerblock
■ Gedenkveranstaltung in Plötzensee zum 20.Juli / Auch REPs legen Kranz nieder / Koschnick kritisiert Schönhuber
Die Deutschen sollten bei der notwendigen Aufarbeitung ihrer Geschichte nicht nur die „dunklen Taten“ des Dritten Reichs in den Mittelpunkt stellen, sondern auch die „hellen Zeichen eines besseren Deutschlands“ dieser Zeit erkennen. Das sagte der frühere Bremer Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) am Donnerstag auf der zentralen Gedenkveranstaltung zum 20.Juli 1944 in der einstigen Berliner Hinrichtungsstätte Plötzensee. „Bei all unserer Scham über das, was im deutschen Namen angerichtet worden ist, stehen doch die Frauen und Männer, die ihr Leben ließen, für ein anderes Deutschland.“
Zuvor waren im Innenhof des Bendlerblocks in der Stauffenbergstraße, wo einige der an dem gescheiterten Attentat auf Hitler beteiligten Offiziere hingerichtet worden waren, Kränze niedergelegt worden. In den Räumen des Bendlerblocks, der bis Kriegsende als Befehlsstand des Kampfkommandanten von Berlin genutzt worden war, wurde am Mittwoch die ständige Ausstellung „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ eröfffnet.
Koschnick äußerte die Befürchtung, daß der im Grundgesetz verankerte Verfassungsauftrag des Rechts auf Widerstand gegen „totalitäre Gewalt“ nicht sehr tief wurzele. Sonst wäre die bundesrepublikanische Öffentlichkeit der „Herabwürdigung“ der Widerstandskämpfer durch den Bundesvorsitzenden der rechtsradikalen „Republikaner“, Franz Schönhuber, energischer entgegengetreten.
Am Mittag waren Kränze unter anderem im Namen des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers sowie der Präsidenten von Bundesrat und Bundestag am einstigen Sitz des Oberkommandos des Heeres niedergelegt worden. Ebenso waren sämtliche Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses - auch die „Republikaner“ - mit Blumengebinden vertreten. Dieter Senoner vom Senatspresseamt begrüßte die Respektbezeugung der „Republikaner“ gegenüber dem Widerstand. Er wertete sie als eine Art Wiedergutmachung für Schönhubers Äußerung über die „Putschisten“ des 20.Juli 1944. Der Chef der Rechtsradikalen hatte auf dem Landesparteitag der Berliner REPs dagegen polemisiert, den 20.Juli zu einem Nationalfeiertag zu machen, weil „der 20.Juli ein Putsch, der 17.Juni aber ein Volksaufstand war.“
Am frühen Morgen waren die Gedenkfeiern mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hinrichtungshalle an der Plötzenseer Gedenkstätte eingeleitet worden. An der evangalischen Abendmahls- und katholischen Meßfeier nahmen zahlreiche Familienangehörige von Opfern des Kreises um den 20.Juli 1944 und des allgemeinen Widerstandes gegen Hitler teil.
taz/dpa
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