: Europäische Videos
■ Kunst aus der Glotze
Die Videokunst ist das jüngste Stiefkind der Musen, und viele tun sich noch schwer damit, es als Teil der Familie anzuerkennen. Ausgerechnet in Osnabrück waren einige so findig, es mit viel Energie hochzupäppeln, und ihm einen schönen Abenteuerspielplatz bauen. Ihr Europäisches Medienkunstfestival wurde schon im ersten Jahr ein Forum, zu dem die ehrgeizigsten Videoproduktionen geschickt wurden.
Bei der in Bremen gezeigten Auswahl von 13 Videos bekommt man einen guten Eindruck von der Vielfältigkeit des neuen Mediums, von den ganz unterschiedlichen Stilen und Themen, mit denen die Videokünstler arbeiten, aber auch davon, daß immer noch kräftig beim großen Bruder Cinema abgeguckt wird. Da gibt es Computeranimationen von Correnti Magnetiches als selbstverliebte High-Tech-Demonstration. Auf der anderen Seite werden in „Entre Deux Tours“ des Belgiers Rob Rombout die Stilmittel des Fernsehfeatures, wie Interviews, Aufnahmen aus alten Wochenschauen und Landschaftsbildern, vermischt mit rätselhaft allegorischen Szenen.
„Man Of The Crowd“ von George Snow und „The Flying Trunk“ von David Finch sind lyrische, assoziative Bildfolgen. Zu fragmentierten Geschichten werden diese Videogedichte dann durch Texte von Edgar Allan Poe oder Hans Christian Andersen, die ein Erzähler aus dem Off vorliest.
In den gezeigten Videos aus Deutschland wird dagegen meist Material aus dem deutschen TV Alltag satirisch verfremdet. In „Mutter Vater Ist Tot“ versucht Raskin Stichting mit sprechenden Köpfen, knalligen Filmausschnitten und einem hanebüchenen Plot die Trivialserien auszu-Dallasen.
Der „G.I.S.-Werbespot“ von Christoph Doering ist kein Vergleich mit der Realsatire realer Werbespots. Und auch „Variationen Zu Einem Patriotischen Thema“ von Claus Blume über den Nationalhymnenzwang im deutschen TV ist nicht mehr als ein netter Spaß. Nur wenn er zum Extrem geführt ist, wird dieser minimalistische Stil wieder interessant; wie etwa in „Not Yet Erased“ von Peter Dargel, der ohne Kamera, ohne eigene Bilder, nur mit dem Löschkopf seines Rekorders arbeitete und seltsame, beunruhigende Video-trümmern aus Abbildfragmenten, weißen Bildspritzern und Störungsstreifen auf dem fast leeren Bildschirm zeigt.
Wilfried Hippen
Sa., 21.00, Cafe Grün
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