: Krimis: "Aus Gründen der Geheimhaltung" von Ralph Herrmanns
„Die Israelis sind immer darauf bedacht, daß derjenige, der dazu die geringste Neigung zeigt, Ministerpräsident wird; dann fühlen sie sich am sichersten. Man hat aus den Ausnahmen gelernt, beispielsweise Ben Gurion und Begin.„
Dieses gewagte Zitat von 1981 stammt aus einem der besten Polit-Thriller, die zum brisanten Thema Nahost-Konflikt erschienen sind. Aber man sollte schon einige Kenntnisse über den Nahen Osten und die Geschichte des Staates Israel mitbringen, um den anspruchsvollen Krimi Aus Gründen der Geheimhaltung von Ralph Herrmanns richtig genießen zu können. Es geht um die festgefahrenen Friedensverhandlungen im Nahen Osten. Die PLO, die Israelis, die Araber und die Libanesen beharren alle auf ihren Standpunkt und sind nicht gewillt, Abstriche oder Kompromisse zu machen. Da betritt der Schwede Jakob Ceder, Generalsekretär der UNO, die Weltbühne. Er ist intelligent, erfahren und ehrgeizig, und er will unbedingt als „Friedensengel“ in die Geschichte eingehen. Kurzentschlossen ergreift er selbst die Initiative zu konkreten Verhandlungen und pendelt zwischen Kairo, Jerusalem, New York und Stockholm hin und her. Diese Geheimdiplomatie löst nicht nur bei den verschiedenen Geheimdiensten eine hektische Betriebsamkeit aus. Es kommt, wie es kommen mußte: Jakob Ceder verschwindet spurlos. Der schwedische Geheimdienst schickt Jörgen Blom ins Krisengebiet. Weder Mossad noch Shin Beth sehen diese Aktivitäten gern, und Blom muß sich alle Mühe geben, um seine Schatten loszuwerden. Er versucht herauszubekommen, welche Positionen durch ein Friedensabkommen zwischen Israel und der PLO geschwächt werden. Libanon, Saudi-Arabien, Ägypten? („Im Nahen Osten kann man niemals etwas sicher wissen.“) Oder stecken andere westliche oder östliche Staaten dahinter. Denn Krieg heißt Rüstung und Waffenexporte, und ein Friedensabkommen würde dieses Milliardengeschäft platzen lassen...
Ralph Herrmanns, geboren 1933 in Berlin, emigrierte 1939 mit der jüdischen Familie nach Schweden. Er nahm als Auslandskorrespondent am Suez-Krieg teil. Mittlerweile hat er mehr als zwei Dutzend Bücher über Kunst und Politik sowie Kinderbücher und Romane geschrieben. (rororo 2885)
Karl Wegmann
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