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Amtmanns Alptraum

Dem Verbotsberuf droht Berufsverbot  ■ K O M M E N T A R

Wie war es doch alles früher so schön einfach, denkt sich der niedersächsische Ministerialrat und sehnt sich nach dem Kalten Krieg, nach klaren Feindbildern und dem Kommunistenhaß der 50er Jahre zurück. Die Guten waren in Amerika und tranken Cola, die Bösen starrten aus Panzern und hießen Russen. Da hatte der Staat noch Orientierung und sein Beamter einen klaren Kopf.

Heute schreien West-Gazetten rot und dick „Glasnost“ und „Perestroika“ in die Welt, von Kommunisten kommen vor allem Abrüstungsvorschläge, und der populärste Polit-Star zwischen Ems und Oder ist ein Russe namens Gorbatschow. Selbst die Lüneburger Oberverwaltungsrichter glauben nicht mehr an die Gefahr aus dem Osten. Für sie berechtigt Kommunismus nicht mehr zum Rausschmiß, sondern nur noch zur Herabstufung des Beamten um eine Gehaltsstufe. Dem niedersächsischen Disziplinarbeamten tropft der Schweiß von der Stirn. Wie begründet er jetzt noch sein Berufsverbot?

Schließlich hat die Oldenburger Lehrerin Irmelin Schachtschneider nichts Dummes angestellt, nur bei demokratischen Wahlen für eine legale Partei kandidiert, die von sieben Prozent Oldenburgern sogar gewählt wird: die DKP. Und sie beruft sich auf Perestroika und Gorbatschow, will „streitbare Demokratie“. Dem Disziplinarbeamten wird schwarz vor Augen. Was wird ohne Berufsverbot aus seinem Verbotsberuf?

Dirk Asendorpf

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