piwik no script img

Weltkultur mit Esoterik

■ Der 12. Oldenburger Kultursommer

Grimmig blickte Graf Anton-Günther aus dem Schloß herab auf die wogenden Massen seiner Untertanen, die dem ketzerischen Treiben der Bremer Shakespeare-Company zujubelten. Mit ihrer frechen, frauenfreundlichen Annäherung an Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“, gaben die Bremer den Auftakt zum Oldenburger Kultursommer 1989. Schade, daß die wilde Komödie nur von den ersten Reihen aus zu verfolgen war. Die schlechte Akustik des Schloßplatzes läßt es nicht zu, daß ohne ein Minimum an technischem Aufwand gearbeitet wird. So spalten sich Graf Antons Untertanen schnell in zwei Hälften: die Shakespeare-und die Bierseligen. Womit dann alles wieder beim alten war. Oldenburg trifft sich auf dem Schloßplatz, hält Small-talk, und fühlt sich eigentlich nur genervt, wenn das Geschehen auf der Bühne zu sehr auffällt. Die Bremer jedenfalls hätten mehr verdient.

Wieder mal sind nur sehr wenige OldenburgerInnen am Kultursommerprogramm beteiligt. Gibt es wirklich nichts aufregendes in dieser Stadt? Oder traut der Herr Kulturdezernent sich nicht?

Das Motto des diesjährigen Programms könnte lauten: Weltkultur mit einem Schuß Esoterik. Die jedenfalls sprach Bände in der Mitmachaktion der Münchner „Stadttänzer“, die im Schloßpark „den Puls der Stadt“ visualisierten und in eine Choreographie aus alltäglichen Bewegungen umsetzten. Zum Glück gab es dazu am Samstagabend eine Begleitveranstaltung: „Und was hat das mit Kunst zu tun?“

Eines läßt sich schon voraussagen: Der Kultursommer wird wie in jedem Jahr gefällig vor sich hin plätschern, mal heftiger, meistens jedoch eher seicht, nett und freundlich. Schließlich soll Graf Anton-Günther nicht vergrällt werden. Iko Andra

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen