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Grün-gelber Club der Dissidenten

Thea Bock (Ex-GAL) und Helga Schuchardt (Ex-FDP) gründeten in Hamburg einen politischen Verein wider die Langeweile in der Politik / Ob „DÖF“ zur Partei wird, ist noch offen  ■  Aus Hamburg Axel Kintzinger

Gemunkelt wurde darüber schon länger. Wenn sich so eine stadtbekannte Persönlichkeit wie die ehemalige Kultursenatorin und Exlandesvorsitzende der FDP Helga Schuchardt mit der profilierten, aus der GAL ausgetretenen Ökologin Thea Bock trifft und diverse Politiker wie den Grünen-Gründer Jo Müller und den früheren Senatssprecher Hanno Jochimsen (Ex-FDP) zu ihren Gesprächen hinzuzieht, bleibt das in Hamburg nicht lange geheim. Die Frage war: Entsteht eine neue Partei? Jetzt wurde das Geheimnis gelüftet. Vorerst gründete man einen Verein mit dem sperrigen Namen „Dissidenten für Ökologie und Freiheit“ (DÖF).

In der Tat: Bei DÖF tummeln sich so einige Dissidentinnen und Dissidenten. Helga Schuchardt war nach der Bonner Wende aus der FDP ausgetreten und wurde später von Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) als Parteilose in den Hamburger Senat geholt. Bis Mitte 1987 leitete sie die Kulturbehörde. Ihre ehemalige politische Heimat bezeichnet sie heute verächtlich als „Kapitalistenpartei“.

Die andere prominente Dissidentin ist Thea Bock, die mit großem öffentlichem Wirbel am Ende des letzten Jahres aus der GAL austrat - eine verzwickte Schuldengeschichte und ihr Frust über die Fundamentalistendominanz waren die Gründe. In dem bisher 15köpfigen Verein arbeiten aber nicht nur ausgetretene Parteimitglieder. Jo Müller etwa, Gründer der Grünen und Mitglied in deren erster Bundestagsfraktion, besitzt noch immer das Parteibuch der Ökopaxe, hat nach eigenen Angaben auch keine großen Probleme mit der Bundespartei. Dafür aber - der Bremer ist derzeit beim Hamburger Institut für Technikfolgenabschätzung beschäftigt

-mit der GAL. Was die DÖF-Mitglieder eint, ist ihr Ärger über die bestehenden Parteien, ist der Zustand des Parlamentarismus (Schuchardt: „Unendlich langweilig, ohne Kontrolle der Regierung“) und ist die politische Kultur in Hamburg - beziehungsweise das, was davon vorzufinden ist.

Dissidenten aus der SPD fehlen bisher. Allerdings liebäugelt DÖF mit dem Hamburger Arbeitskreis sozialdemokratischer Juristen (AsJ). Diese Organisation bietet die so ziemlich einzigen pluralistischen Diskussionsveranstaltungen in der Hansestadt, verfügt bei den Elbe-Sozis jedoch über keinerlei Einfluß.

Was DÖF genau will, bleibt dennoch unklar. Mit kritischen Erklärungen will man sich in die Tagespolitik einmischen, will der „Atomisierung“ (Schuchardt) der Politik entgegenwirken. Ob DÖF zur Partei wird, dürfte sich nach der Bundestagswahl entscheiden. Ob die Hamburger bei der Bürgerschaftswahl 1991 DÖF auf dem Stimmzettel finden, hängt nicht zuletzt von der Entwicklung von GAL und FDP ab. Sollten sich die jeweiligen Fundamentalisten - bei der GAL der Flügel um Thomas Ebermann und Rainer Trampert, bei der FDP die Wirtschaftsliberalen um den Großkaufmann Kai Wünsche - durchsetzen, wird DÖF wohl kandidieren. Denn eines ist dem grün-gelben Politikclub (mit den rot-grünen Träumen) klar: Sowohl Helga Schuchardt als auch Thea Bock waren für ihre Parteien Zugpferde, beide genießen in Hamburg einiges Ansehen. Und das ist ein Pfund, mit dem sich angesichts der blassen Spitzenkandidaten all der anderen Parteien trefflich wuchern ließe.

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