Schelte für die AL

■ Wegen ihrer angeblich mangelnden Unterstützung für Jugendsenatorin Anne Klein wird die AL von den Grünen und dem Berliner Frauenbund kritisiert

Mit dem Abdruck einer eidestattlichen Versicherung will die 'BZ‘ beweisen, daß Jugendsenatorin Anne Klein mit ihrer Darstellung, sie habe nur einmal an dem Pilotenspiel teilgenommen, nicht die Wahrheit gesagt hat. Das Papier wird in der heutigen Ausgabe veröffentlicht. CDU-Generalsekretär Landowsky fordert darin nun seinerseits eine entsprechende eidesstattliche Versicherung von Frau Klein. Die Schmuddelkampagne gegen die „Pilotin“ wird damit um eine juristische Finesse verfeinert.

Auf diese Art einer politischen Kampagne gegen die Senatorin will sich der Berliner Frauenbund nicht einlassen. Er sieht den Konflikt in der AL. Sie müsse sich fragen lassen, wie lange sie die „Verfolgungsjagd“ gegenüber der von ihr bestellten Jugendsenatorin noch mitmachen wolle. So „mies und diskriminierend“ gehe man nicht mit einer Amtsinhaberin um, erklärte für den Frauenbund Ilka Klar. Wenn die Liste jetzt die Senatorin fallenlasse, habe sie „eine Menge Frauen gegen sich“. Ilka Klar meint außerdem, man solle das „Pilotenspiel“, an dem der Senatorin von der CDU vorgeworfen wird, teilgenommen zu haben, nicht so „dramatisieren“.

Auch die Grünen in Bonn stellen sich an die Seite Anne Kleins und unterstellen der AL, sie wolle ihre Senatorin „fallenlassen“. Die „Anzeichen“ dahin verdichteten sich, meinten die Beobachterinnen Jutta Oesterle-Schwerin und Waltraud Schoppe aus Bonn. Als „Vorwand“ diene die „sicherlich verwerfliche“ Teilnahme Anne Kleins an einem dubiosen Glücksspiel.

Doch den „eigentlichen Skandal“ sehen die Grünen darin, daß sich jetzt die AL gemeinsam mit der CDU und der Springer -Presse über die „Zockerin“ empöre. Tatsächlich hat sich die AL in ihren beiden öffentlichen Erklärungen hinter Anne Klein gestellt. Die „Integrität“ der Senatorin stehe für sie nicht in Frage, hieß es darin unter anderem. Lediglich im Delegiertenrat wurden kritische Töne laut. Das ehemalige Mitglied des Bundesvorstands, Müller-Gazurek, hatte erklärt, die Senatorin habe sich für ihr Amt „diskreditiert“. Er legt aber Wert auf die Feststellung, daß er damit nicht ihren Rücktritt fordere. Nur Kunzelmann forderte die Senatorin auf, freiwillig ihren Stuhl zu räumen.

Daß die AL sich hier nach altbekanntem Ritual im internen Streit verheddert, macht sie für Angriffe der Opposition empfindlich. Der CDU-Abgeordnete Feilcke versucht es satirisch an die Adresse von Anne Klein: „Bleib, Zora, bleib“, fordert er. Und, man beklage immer die Praxisferne der Politiker, jetzt habe man endlich eine Senatorin, „die weiß, wovon sie spricht, wenn sie vom Glücksspiel redet“. (Siehe auch Seite 4)

bf