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Aus für 4.000 Bäume?

■ Bausenator will im Herbst Wettbewerb für Überbauung der U-Bahn-Trasse nach Krumme Lanke starten / Umweltverwaltung: Bisheriger Projektvorschlag hinnehmbar

Zur Überbauung der freiliegenden U-Bahn-Trasse zwischen Podbielskiallee und Krumme Lanke möchte Bausenator Nagel möglichst noch im Herbst einen Architekten- oder städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben. Wie Nagel erklärte, könne erst ein solcher Wettbewerb ergeben, ob die gesamte Trasse überbaut werde und wieviele Wohnugen dort möglich seien. Jedenfalls müsse das Ergebnis der Planungen „ökologisch und qualitätvoll aussehen“.

Zehlendorfs Baustadtrat Menzel (CDU) hatte erst vor wenigen Tagen eine städtebauliche „Katastrophe“ für die betroffenen Ortsteile Zehlendorfs an die Wand gemalt. Der erforderliche Eingriff in die Grünvegetation an den Hängen der U-Bahn -Trasse käme einem „Kahlschlag“ gleich, mit dem bis zu 4.000 Bäume fallen müßten, so Menzel. Von den mühsam ausgezählten Birken, Kiefern, Eichen und Robinien unterlägen wegen ihres Stammumfangs allein 2.000 der Baumschutzverordnung, so der Stadtrat.

Wo Bäume abzuhacken seien, werde man „im Einzelfall prüfen“, sagte dazu Nagel. „Daß wir in dieser Stadt überhaupt nicht mehr bauen könnten, wenn wir an keiner Stelle Eingriffe in Natur und Landschaft vornehmen, dürfte auf der Hand liegen“, gab der Senator den Befürchtungen Menzels neue Nahrung (man Junge, begreifst du nicht, daß das nur eine zeitliche Verlagerung des Problems ist? Irgendwann ist alles dicht. Und was kommen dann für Argumente? sezza). Dabei gebe es „keinerlei Probleme“ mit der Verwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Der ihm bekannte einzige Projektvorschlag eines Architekten sei „hinnehmbar“, bestätigte der Koordinationsreferent in der Umweltverwaltung, Klaus Ermer. Die fragliche „Ideenskizze“ läuft Ermer zufolge darauf hinaus, daß zwischen den Bahnhöfen Podbielskiallee und Dahlem-Dorf in Höhe des Dahlemer Felds ein etwa hundert Meter langes Trassenteilstück der U-Bahn überbaut wird. Nur rund 30 Bäume müßten hierbei weichen. Allerdings: „Die Überbauung der gesamten Trasse wäre in der Tat ein unerträglicher Eingriff. Eine solche Überbauung der U-Bahn-Trasse sei schon deshalb nicht möglich, weil dann nicht alle Häuser Straßenanschluß hätten.“ Was das Teilstück zwischen Podbielskiallee und Dahlem-Dorf betrifft, so ließen die Erbauer der 1913 fertiggestellen Wilmersdorf-Dahlemer U-Bahn eine spätere Veränderung offen. Laut einer im Alba-Verlag erschienenen Geschichte der Berliner U-Bahn sahen sie die Möglichkeit vor, diesen offenliegenden Streckenteil später durch Einbau einer Tunneldecke in eine geschlossene Untergrundbahn zu verwandeln.

Offenbar als Reaktion auf die Vorwüfe Nagels, die CDU in den Bezirken sträube sich gegen neue Wohnungen, schlug Baustadtrat Menzel inzwischen einen verstärkten Wohnungsbau in Zehlendorf Mitte vor. Ein Areal an der Ecke Berliner Straße/Clayallee bis hin zum Stadtbad müsse zu dem Zweck planungsrechtlich neu geordnet werden.

thok

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