: Drastische Sparmaßnahmen
■ Evangelische Kirche muß 50 Millionen Mark wegen Kirchenaustritte und neuer Steuerreform einsparen / Keine Entlassungen, aber auch keine Neueinstellungen
Die Kirchenleitung der Berliner evangelischen Kirche hat allen Gremien und Einzelpersonen, die Vorschläge für Einsparungen im kirchlichen Haushalt gemacht haben, für ihre Mitarbeit gedankt. „Die überwiegende Zahl der Anträge läßt erkennen, daß in den Gemeinden, Kirchenkreisen, Werken und Einrichtungen der dringende Handlungsbedarf für eine Anpassung der kirchlichen Arbeit an die absehbaren und sich verengenden finanziellen Rahmenbedingungen gesehen wird“, heißt es in einem von Bischof Martin Kruse unterschriebenen Brief, der jetzt veröffentlicht wurde. Das Schreiben ist an alle evangelischen Gemeinden in der Stadt gerichtet.
Überlegungen und Beschlüsse zu Einsparungen gibt es in der Berliner Kirche seit einem Jahr, nachdem ein Finanzplanungsausschuß festgestellt hatte, daß der kirchliche Haushalt, der im Jahr 1989 noch 451 Millionen Mark beträgt, am Ende des notwendigen Einsparungsprozesses 1992 um etwa 50 Millionen Mark entlastet sein sollte. „Wir werden auf jeden Fall die Stellen reduzieren müssen“, erklärte der Leiter der Abteilung Finanzen bei der evangelischen Kirche, Dr.Runge. „Aber wir werden keine Entlassungen vornehmen, sondern freiwerdende Stellen nicht neu besetzen.“
Bisher seien von der Regionalsynode Sparmaßnahmen beschlossen oder in Aussicht genommen worden, die 1990 rund 4 Millionen Mark betragen werden, wird in dem Brief ausgeführt. Davon ergeben allein die Beschränkungen in der Besoldung von Pfarrern und Kirchenbeamten 2 Millionen Mark.
„Wenn nicht im Herbst 1989 zusätzliche einschneidende Sparmaßnahmen beschlossen werden“, so die Kirchenleitung, „sind wir gezwungen, ab 1992 nicht nur Stellenkürzungen, sondern auch die Schließung ganzer Arbeitsbereiche vorzunehmen.“ Die Sparmaßnahmen bei der evangelischen Kirche sind aufgrund mehrerer Faktoren notwendig geworden. Dazu gehören die Auswirkungen der für 1990 beschlossenen staatlichen Reform der Lohn- und Einkommenssteuer, durch die 1990 etwa 11,5 Prozent weniger Kirchensteuern - knapp 30 Millionen Mark - zu erwarten sind. Ferner geht seit Ende der sechziger Jahre die Zahl der Kirchenmitglieder stetig zurück. In den achtziger Jahren sind jährlich etwa 12.000 Gemeindemitglieder aus der Berliner Kirche ausgetreten. Darüber hinaus verliert die Kirche durch den sogenannten Sterbeüberschuß gegenüber Taufen, Ein- und Übertritten sowie wegen der Wanderungsverluste nach Westdeutschland zusätzlich Mitglieder.
epd/taz
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