: Arbeitsamt: Merkwürdige Ausländerhilfe
■ Das Arbeitsamt weist Vorwürfe auf Ausländerfeindlichkeit zurück / Die Ausbildungsplatzsuche hat sich entspannt
Das Arbeitsamt weist die Vorwürfe der Ausländerbeauftragten, Barbara John, zurück. Frau John hatte die Arbeitsvermittlung beschuldigt, ohne sachliche Gründe bei den Ausbildungsangeboten zwischen Deutschen und Ausländern zu unterscheiden, wenn dies der Anbieter wünsche. Der Arbeitsamtssprecher Kernbach nannte diese Vermerke „Bearbeitungshinweise, die verhindern, daß der Jugendliche einen Weg umsonst macht.“ Dies habe nichts mit einer Kennzeichnung zu tun. Sollte ein Betrieb die Einstellung von Ausländern prinzipiell ablehnen, werde ihn die Arbeitsverwaltung „massiv ansprechen“. Im übrigen, so Kernbach, sei nirgendwo im Bundesgebiet die Quote der vermittelten ausländischen Jugendlichen so hoch wie in Berlin.
Die Grünen im Bundestag forderten die die Bundesanstalt für Arbeit auf, sich für eine Abschaffung der Vermerke-Praxis einzusetzen. „Empörend finden wir die leichtfertige Bereitschaft, es allein den Betrieben möglichst recht zu machen und in diesem Opportunismus sich an rassistischer Ausgrenzung zu beteiligen.“ Sie vermuten, daß in anderen Arbeitsämtern der Bundesrepublik ähnlich verfahren wird.
Die Ausbildungsplatzsituation hat sich nach Angaben Kernbachs entspannt. Ende Juli waren noch knapp 3.400 offene Lehrstellen und rund 2.700 Bewerber gemeldet. Das Verhältnis Ausbildungsplätze - Bewerber habe sich damit gegenüber dem Vorjahr für die Jugendlichen weiter verbessert.
Kernbach betonte aber, daß dies noch keine Entwarnung für den Lehrstellenmarkt sei. „Wir sind auch weiterhin an jedem Ausbildungsplatz interessiert und bitten die Arbeitgeber, jede freie oder wieder frei gewordene Stelle dem Arbeitsamt zu melden.“ Bei der Auswahl der Bewerber sollten die Personalchefs auch an Mädchen in gewerblich-technischen Berufen denken und allgemein noch mehr Ausländer berücksichtigen. „Die Zahl der Schulabgänger insgesamt wird in den nächsten Jahren zurückgehen, wohingegen die der ausländischen Berufsanfänger konstant bleibt“, stellte Kernbach fest.
Wer seine Lehre nicht antreten will, sollte den Betrieben absagen, damit diese Plätze weitervermittelt werden könnten. Wer noch keine Lehrstelle habe, sollte sich schnell an die zuständigen Berufsberatungsstellen wenden. „Bei der Berufswahl ist immer noch Flexibilität gefragt“, sagte Kernbach.
dpa
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