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Kaum zufälliger Sexismus-betr.: Euer Artikel über die Ausstellung der Jürgen-Ponto-Stiftung, taz vom 10.8.89

betr.: Euer Artikel über die Ausstellung der Jürgen-Ponto -Stiftung in der taz vom 10.August:

Es ist doch wirklich ungeheuerlich: Da schreiben wir das Jahr 1989, und die Jürgen-Ponto-Stiftung schafft es tatsächlich, eine Ausstellung zu organisieren, die nicht umsonst „Schüler der Hochschule der Künste Berlin“ heißt und also schon im Titel sexistisch ist, ein Sexismus, der kaum zufällig sein kann (wie heißt es im Katalogvorwort: „In der Tat charakterisiert der Begriff Student oder auch der romantischere Begriff des Schülers mehr die Herkunft, ist Teil einer abgeschlossenen Biographie“). Ein Titel, der Methode hat, einige Mühe gekostet haben dürfte und absolut unentschuldbar ist. Denn schließlich ist es ein nicht eben kleines Kunststück, das die Stiftungsherren da vollbracht haben, an der HdK, wo ja Gott sei dank über 50 Prozent Frauen studieren, ausgerechnet 11 Männer gegenüber 1 (einer) Frau für ausstellungswürdig zu befinden. Da müssen ausgerechnet Kunstorganisatoren - schon auf mehr als einem Auge blind sein.

Jede/r weiß oder kann wissen, daß Frauen gerade in der konkreten Ausstellungspraxis noch immer aufs äußerste benachteiligt sind. Es sollte deshalb gerade in Gruppenausstellungen sofort die strikte Quotierung eingeführt werden, auf daß verwirklicht werde, was selbstverständlich sein müßte: die multisexuelle Kunst. Sich hier ans Werk zu machen, wäre übrigens eine der vordringlichen Aufgaben der blaßrosa Kultursenatorin. Doch die ist ja bekanntlich mit der Einführung von großen Is und Frauennischen (Ghettos? Reservate? Käfige? Abfütterstationen?) in Frauenkulturzentren offenbar sowieso schon mehr als überlastet.

Kunigunde von Schreckenstein, Berlin-Zehlendorf

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