US Army will Schaltzentrale im Hunsrück

■ In Hasselbach soll nach den Plänen der US-Militärs eine zentrale Fernmelde- und Radarführungseinrichtung entstehen / Keine friedliche Nutzung von Hasselbach nach dem Abzug der Cruise Missiles / Ähnliche Operationsbasis der Nato ist in unmittelbarer Nähe

Berlin (taz) - Nach den Plänen der US-Luftwaffe soll am derzeitigen Stationierungsort der Cruise-Missile-Raketen in Hasselbach eine der wichtigsten Koordinierungsstellen der amerikanischen Luftstreitkräfte entstehen. 1991, wenn entsprechend dem INF-Abkommen die 64 Marschflugkörper aus der „Wünschheim-Air-Station“ abgezogen werden, soll das Militärgelände dann nahtlos als zentrale Radar- und Fenrmeldeeinrichtung weiterbenutzt werden.

Nach den Plänen der US-Militärs wird eine Überwachungsstation gebaut, die den Luftraum in einer Tiefe von bis zu 500 Kilometern überwachen, die Daten auswerten und die verschiedensten Waffensysteme bei einen Einsatz koordinieren soll. Das Kernstück der Planungen, eine unterirdische Zentrale zur Datenauswertung, ist bereits in Bau. Sie soll die Informationen auswerten, die durch mobile Flugzeug- oder LKW-gestütze Radaranlagen gewonnen werden.

Damit entstünde eine Anlage, so der Rüstungsexperte Wolfgang Bartels zur taz, die eine der „wichtigsten Nervenzentren der Amerikaner für den Kriegs- und Krisenfall“ wäre. Die Amerikaner könnten mit ihr alle in Süddeutschland stationierten Einheiten der US-Luftwaffe zentral koordinieren. Bartels: „Was ist gefährlicher? Die unmittelbare Bedrohung durch die Raketen oder die Bedrohung durch eine der weltweit wichtigsten Nervenzentren der Kriegsführung.“

Die hochmoderne Leitstelle entspräche in der militärischen Logistik einem der wichtigsten Knotenpunkte. Über sie ließe sich nicht nur der Luftraum zentral überwachen - ihre Systeme könnten beispielsweise Raketen, die von einem F-16 -Kampfflugzeug aus der Luft abgefeuert werden, in ein fern gelegenes Ziel steuern. Selbst Waffensysteme, die an anderen Orten stationiert sind, wären von der „Wünschheim-Air -Station“ aus einsetzbar. Mit dem Bau des unterirdischen Bunkers für die Auswertungszentrale ist bereits begonnen worden. In den Unterlagen des Verteidigungsministeriums heißt es: „in erdversenkter Bauweise, oberirdisch begrünt“.

Bekannt wurden die Pläne der US-Luftwaffe erst vergangenen Dienstag. Das Bonner Verteidigungsministerium und die Behörde des rheinland-pfälzischen Innenministers hatten die Kommunalpolitiker der umliegenden Gemeinden unter Ausschluß der Presse zu einem „Info-Termin“ geladen. Teilnehmer waren auch Vertreter der US-Streitkräfte. Verkündet wurden die Absichten der Militärs aber auch Fortsetzung auf Seite 2

nur, wie hinter vorgehaltener Hand im Verteidigungsministerium zu erfahren war, „um zu vermeiden, daß die Informationen durch die Friedensbewegung bekannt werden“. Zur Begründung sagten die Militärs, man wolle mehrere und bislang über verschiedene Standorte verteilte Radarstellungen im Hunsrück zentralisieren.

Die Versuche der verschiedensten

Lokalpolitiker, eine zivile Nutzung von Hasselbach über eine neues Raumordnungsverfahren durchzusetzen, werden mit den Plänen der US-Militärs glatt abgeschmettert. Die Friedensbewegung hat gegen die neuen Rüstungspläne bereits gestern entschiedenen Widerstand angekündigt.

Eine letzte Hürde, die das militärische Großprojekt noch nehmen muß, ist der Kongreß in Washington. Nach offiziellen Darstellungen muß er das fortgeschrittene Projekt noch bewilligen und die notwendigen Gelder freigeben.

Pikant an den Planungen der US-Luftwaffe ist, daß eine ähnliche Na

to-Zentrale (das „Kriegshauptquartier der Nato Mitte“) in nur 40 Kilometer Entfernung in Börsink (Hunsrück) bereits in Betrieb ist. Militärfachleute fragen sich, welche Absichten die US-Air-Force wohl damit verfolgt, daß sie eine von den Verbündeten unabhängige, eigenständige Infrastuktur aufbaut. Rüstungsexperte Bartels erinnerte in diesem Zusammenhang an der Überfall der amerikanischen Luftwaffe auf Lybien. Dabei hatte es erhebliche Schwierigkeiten in der Abstimmung mit den Nato-Verbündeten gegeben.

Thomas Krumenacker/ Wolfgang Gas