: Frauentag in Südafrika
■ Erinnerung: Am 9. August 1956 marschierten 20.000 durch Pretoria und schwiegen Premier Strydom an
Berlin (taz) - Es geschah am 9.August 1956. Da kamen 20.000 Frauen aus allen Teilen Südafrikas nach Pretoria, um vor dem Sitz des damaligen Premiers Strydom gegen die neuen Paßeintragungen zu protestieren. Bis dato waren nur in Männerpässen Rassenvermerke gestanden, jetzt wollte der Staat auch die Kontrolle über die Frauen. 30 lange Minuten standen sie dort - schweigend. Dann sangen sie die Nationalhymne der Opposition und skandierten: „Strydom, du hast einen Stein ins Rollen gebracht.“ Der Stein rollt noch heute. „Frauentag heute heißt morgen Freiheitstag“ war diesjähriges Motto der „Federation of Transvaal Women“ (Fedtraw). Einen nationalen Frauen-Dachverband gibt es nicht mehr. Der „Verband Südafrikanischer Frauen“ (Fedsaw) überstand das ANC-Verbot und die Emigration der politischen Aktivistinnen nicht. Gerade in jüngster Zeit tut sich jedoch einiges. Der Gewerkschaftsdachverband Cosatu beschloß jüngst die Neugründung von „Fedsaw“. In einer Resolution ist die Rede davon, daß schwarze Frauen dreifach unterdrückt werden: als Schwarze, Arbeiterin und als Frau. Der Kampf zur Befreiung der Frau, so war auf einer der dezentralen und von den weißen Medien totgeschwiegenen Aktionen am 9.8. zu erfahren, sei eng verzahnt mit dem Anti-Apartheid-Kampf. Doch auch innerhalb der Opposition hätten Frauen noch nicht die Position, die ihnen als Bevölkerungsmehrheit zustehe. Sie hätten keine Rechte, führten aber praktisch den täglichen Überlebenskampf, hieß es auf einer Veranstaltung in Lansdowne bei Kapstadt. 300 ZuhörerInnen diskutierten wie Frauen sich autonom organisieren könnten, um in der Post -Apartheid-Zeit auf funktionierende Strukturen zurückgreifen zu können. Schließlich wolle frau nicht enden wie in Nicaragua oder Kuba, wo die Frauen auch jetzt noch die Angeschmierten seien.
AS
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