Höhenflug in einem Jahr

■ Die Berliner Hochspringerin Andrea Arens sprang 1989 mit sieben Sprüngen in die Weltklasse und holte sich am Wochenende die Deutsche Meisterschaft

Eigentlich hat Hochspringerin Andrea Arens im Olympiastützpunkt Berlin gar nichts zu suchen. Die 22jährige Neu-Berlinerin gehört keinem Kader an, erhält keine Sporthilfe. „Ich mache das aber etwas anders“, sagt Stützpunktleiter Armin Baumert, „ich halte den Stützpunkt nicht nur für den Bundeskader offen, sondern bin für Durchlässigkeit bis nach unten.“

Mit Erfolg: Am Samstag verbesserte Andrea Arens in Hamburg ihre persönliche Bestleistung gleich um sechs Zentimeter, holte sich ihren ersten Deutschen Meistertitel und hat mit den 1,98 m in der „ewigen“ Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) nur noch die zweimalige Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth (2,03) vor sich. „Vater“ des Erfolges: Armin Baumert, 1966 Deutscher Hallenmeister im Weitsprung. Andrea Arens sagt es sympathisch einfach: „Er hat mich erst auf privater Linie entdeckt, dann haben wir uns entschlossen, auch sportlich zusammenzuarbeiten.“

Die 1,83 m große, 66 kg schwere Athletin, die als 18jährige 1985 bereits 1,85 m überquert hatte und dann in ihrer Entwicklung stehengeblieben war, hat ihre persönliche Bestleistung in diesem Jahr um unglaubliche 13 Zentimeter gesteigert. Wie? Auf Schnelligkeit - Andrea Arens hat eine 100-m-Bestzeit von 11,98 Sekunden - und Kraft ist das tägliche Training ausgerichtet. Die nötige Härte holt sie sich in zahlreichen Wettkämpfen. „Man muß sich die Gegner suchen“, sagt die gebürtige Westfälin, die in dieser Saison in Kuba und Ost-Berlin startete und noch vier Tage vor dem Hamburger Titelkampf beim Grand Prix in Budapest mit 1,88 m Rang zwei belegte.

Sieben Sprünge brauchte Andrea Arens, die im Vorjahr nach einem Muskelfaserriß neun Wochen Training, eine ganze Saison und die Ansprüche auf Förderung verlor, im Volksparkstadion, um in die Weltklasse vorzudringen. „Wie ich das gemacht habe, weiß ich nicht“, sagt die Noch-Biologie-Studentin, die am 1. September eine Ausbildung als Industriekauffrau beginnt, „wir haben uns wohl gegenseitig hochgeputscht.“ Das Duell mit Heike Henkel-Redetzky begann bei 1,79 m und endete bei dem (noch) vergeblichen Versuch der beiden, 2,00 m zu meistern.

Die 25 Jahre alte Leverkusener Meisterin der vergangenen fünf Jahre, war trotz ihrer ausgezeichneten 1,96 m maßlos enttäuscht. „Ich war jahrelang ohne Konkurrenz und hatte nun Probleme, mich wieder auf eine Gegnerin zu konzentrieren“, versuchte die Ehefrau von Schwimmweltmeister Rainer Henkel die Niederlage zu erklären. Gelingt es ihr in Zukunft, hat der DLV mit zwei Athletinnen eine glänzende Zukunft im Frauenhochsprung. Für Andrea Arens haben nämlich auch die 2,03 m von Ulrike Meyfarth keinen Schrecken: „Ich will höher hinaus, und den Rekord strebt man doch immer an.“

dpa