: Singhalesische Raritäten
■ Dorf im Wandel - Die schöne Nanda
Prägten noch vor ein paar Jahren paradiesische Strände, Palmen, exotische Pflanzen und türkisblaues Meer das Bild von Sri Lanka für viele Urlauber, so bestimmen heute die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Tamilen und Singhalesen die aktuelleren Eindrücke. Ungewohnte Bilder aus einem nicht mehr existierenden Ceylon bietet heute abend ARD 1 Plus mit seiner singhalesischen Filmreihe an. Die Filmindustrie Sri Lankas wird von Tamilen- und den importierten Hindifilmen aus den mächtigen indischen Traumfabriken dominiert, die an den Kinokassen selbst amerikanische Großproduktionen wie Der weiße Hai oder Krieg der STerne schlagen.
Die singhalesische Filmproduktion von Sri Lanka existiert erst seit 1948 und begann in einem Filmstudio im äußersten Süden Indiens. Die Filme mußten in ihrer Konzeption als Nachahmung der in Blüte stehenden Tamil- und Hindifilme gelten. Erst in der zweiten Hälfte der 50er Jahre begann die gezielte Förderung des speziefisch singhalesischen Films. Das erste eigenständige Beispiel ist Sena, der Junge von Ceylon, den der Regisseur Lester James Peries 1959 drehte. In diesem Film setzte sich Peries zum ersten mal mit den Folgen des Glaubens an Dämonen und übernatürliche Kräfte auseinander, der tief im Bewußtsein der Bevölkerung verwurzelt ist. Dieses Thema greift er auch in der von ARD 1 Plus zur Zeit ausgestrahlten 6teiligen Filmreihe immer wieder auf. Mit seiner Romantrilogie Dorf im Wandel (16.,23. Und 30.August) hat Peries ein Werk der direkten Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Veränderungen in Sri Lanka geschaffen. Der erste Teil, 1965 in schwarz-weiß gedreht, spielt im südlichen Ceylon zu Anfang des Jahrhunderts. Die Geschichte der schönen Nanda, Tochter eines Großgrundbesitzers, die sich in einen mittellosen Hauslehrer verliebt, findet in dem zweiten Teil (1982), der in den 20er und 30er Jahren spielt, seine Fortsetzung. Seine Auseinandersetzung mit den von den britischen Kolonialherren übernommenen Idealen der Großgrundbesitzer beendet der Regisseur 1983 mit dem letzten Teil der Trilogie. Im Mittelpunkt steht der Enkel Nandas, der während seines Studiums in London zum Marxisten wurde und gegen den Willen seines Vaters Streiks auf den Plantagen und in den Fabriken der Familie organisiert.
Peries ist der bekannteste Regisseur des singhalesischen Films und hat mit seinen Werken internationale Erfolge errungen. Nach seiner journalistischen Ausbildung in London arbeitete er zunächst für die englischsprachige Presse und drehte Dokumentarfilme. Dorf im Wandel - Die schöne Nanda, ARD 1 Plus, 22.35 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen