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DGB gegen höhere Altersgrenze

■ Gutachten: Nur 30 Prozent der Arbeiter erreichen derzeitige Altersgrenze / Arbeitsbelastung verringern

Bonn (afp) - Die im interfraktionellen Rentenreformkompromiß vorgesehene Heraufsetzung der Altersgrenze wird vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) nachdrücklich abgelehnt. Bei der Vorlage von zwei wissenschaftlichen Gutachten zur Alterserwerbstätigkeit unterstrich der stellvertretende DGB -Vorsitzende Gerd Muhr am Dienstag in Bonn, nur 30 Prozent der Arbeiter erreichten die derzeitige Altersgrenze. Die Kompromißregelung gehe „in erschreckender Weise an dem Problem vorbei, ob ältere Arbeitnehmer überhaupt gesundheitlich in der Lage sind, bis - wie geplant - zum 65. Lebensjahr im Beruf zu verbleiben“. Es werde völlig vernachlässigt, daß heute nur der kleinere Teil der älteren Arbeitnehmer die Altersgrenze erreiche. Der andere Teil sterbe frühzeitig oder müsse aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig Rente beziehen. Frühverrentung und geringe Lebenserwartung träfen Arbeiter viel häufiger als Angestellte. Arbeiter und Empfänger niedriger Einkommen stürben viel häufiger an Krebs oder Herzinfarkt als andere Personengruppen, stellte Muhr fest. „Wenn du Arbeiter bist, mußt du früher sterben!“ - Diese Aussage habe nichts von ihrer Gültigkeit verloren. „Diese besondere Betroffenheit sozial schlechter gestellter Gruppen von Frühinvalidität und Tod ist ein beschämender Ausdruck der sozialen Ungleichheit in unserer Gesellschaft“, kritisierte Muhr. Der Gewerkschafter bezeichnete es vor diesem Hintergrund als notwendig, durch gezielte Maßnahmen der Gesundheitspolitik, des Arbeitsschutzes und der Humanisierung der Arbeit Frühsterblichkeit und Frühinvalidität zu bekämpfen. Auch die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit im Alter könne gesundheitlich angeschlagenen Arbeitnehmern helfen.

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