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Griechen ziehen Strich unter Bürgerkrieg

■ Akten über Linke sollen vernichtet werden

Athen (ap/taz) - Vierzig Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges zwischen der rechtsradikalen Regierung in Athen und der linken Guerilla zieht Griechenland jetzt einen Schlußstrich unter den „kalten Krieg“, der jahrzehntelang die Atmosphäre zwischen der politischen Linken und Rechten im Lande vergiftet hatte.

Die von der konservativen Partei Nea Demokratia und der Linksallianz gebildete Übergangsregierung kündigte an, alle von der Sicherheitspolizei über Anhänger der 1949 besiegten Linken angelegte Akten würden am kommenden Dienstag vernichtet.

Die Akten, die seit der Zeit der italienischen und deutschen Besetzung von 1941 bis 1944 und unter den nachfolgenden griechischen Rechts-Regierungen über Personen angelegt wurden, die nach Ansicht der Staatsmacht ein „Sicherheitsrisiko“ darstellten, sollen in den Brennöfen eines Stahlwerkes außerhalb Athens verbrannt werden. Am gleichen Tag werde das Parlament zu einer Feierstunde zum Gedenken an das Ende des Bürgerkrieges und seiner Opfer zusammentreten.

Unter den Personen, die damals aktenkundlich erfaßt wurden und zum Teil jahrelang in Gefängnissen saßen, waren unter anderem der Komponist und jetzige kommunistische Parlamentsabgeordnete Mikis Theodorakis und der Dichter Jannis Ritsos. Auch KP-Chef Florakis, dessen Partei in dem mitregierenden Linksbündnis mitarbeitet, wurde damals ebenso wie Tausende andere Griechen verfolgt. Viele Linke mußten nach Beendigung des Bürgerkrieges ihre Heimat verlassen und flohen ins Ausland, meist in Länder des Ostblocks.

Unter dem Eindruck der siebenjährigen Diktatur der Obristen hatte nach deren Sturz im Jahre 1974 in Griechenland eine schrittweise Aufarbeitung der jüngsten blutigen Vergangenheit begonnen. Zuerst wurde die verbotene Kommunistische Partei wiederzugelassen, dann gestattete der damals regierende Andreas Papandreou (Pasok) den 1949 in den Ostblock geflohenen ehemaligen Partisanen die Rückkehr in ihre alte Heimat.

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