: Paris verringert Flotte vor Beirut
■ Frankreich reagiert auf Kritik Syriens / Schiffe entfernen sich von Küste / Ein Schiff zurückbeordert / EG-Mission und stellvertretender sowjetischer Außenminister nach Libanon
Paris (afp/ap/taz) - Frankreich hat den Rückruf von zwei Einheiten seines Flottenverbandes im östlichen Mittelmeer beschlossen. Die „Estienne d'Orves“, die zum Schutz des Versorgungsschiffs „Var“ eingesetzt war, wurde bereits in ihren Heimathafen zurückbeordert. Wie die französische Kriegsmarine mitteilte, fuhren sechs von acht Schiffen am Mittwoch bis auf 100 bis 200 Seemeilen (180 bis 370 Kilometer) an die libanesische Küste heran.
Als Grund für den Rückruf von zwei Schiffen nannte der französische Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevenement gestern die „Entwicklung der Lage im Libanon“. Die Flotte sei entsandt worden, „weil mit dem Schlimmsten zu rechnen “ gewesen sei, das heißt mit einem Sturmangriff auf Beirut. Er reagierte damit auf die scharfe Kritik an der Entsendung des Flottenverbandes Syriens und seiner Verbündeten im Libanon. Frankreich werde aber im Ostmittelmeer weiter präsent bleiben, sagte der Minister. Beobachter berichteten, daß sich die Schiffe nur soweit von der Küste entfernten, daß sie im Notfall innerhalb weniger Stunden angriffsbereit sein könnten.
Gestern reiste eine Mission der Europäischen Gemeinschaft in den Libanon, um sich vor Ort über die Bedürfnisse der Bevölkerung und Möglichkeiten für eine intensive humanitäre Hilfe zu informieren. Frankreich, das zur Zeit den EG -Vorsitz führt, werde die Hilfe dann unverzüglich in die Wege leiten. Der Delegation gehören Vertreter Frankreichs, Spaniens, Italiens, Belgiens, Griechenlands und der Europäischen Kommission an. Die Delegation wird vom französischen Botschafter in Beirut, Rene Ala, geleitet.
Auch der stellvertretende sowjetische Außenminister Gennadi Tarasow wird in Kürze in Beirut eintreffen. Er wolle in Gesprächen mit beiden Seiten versuchen, den Konflikt zu entschärfen.
Ein französischer Flottenverband von sechs Schiffen befand sich gestern morgen nur noch 20 Kilometer von der libanesischen Küste entfernt. Er soll die Erteilung von humanitärer Hilfe für Beirut militärisch absichern. Die syrischen Truppen und ihre moslemischen Helfer im Libanon haben eine Seeblockade über die christlichen Häfen nördlich und östlich von Beirut verhängt, um die Anlandung von militärischem Gerät für General Aoun zu verhindern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen