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Humanitäre Gesichtspunkte beachten-Betr.: "Vier Quadratmeter Berlin", taz vom 9.8.89

Betr.: „Vier Quadratmeter Berlin“, taz vom 9.8.89

Der Berliner Senat sollte dringend aufgefordert werden, nicht die Geschäftemacherei von Privatleuten und von nichtstaatlichen Organisationen bei der Unterbringung von Flüchtlingen und AussiedlerInnen zu unterstützen. Es ist kurzsichtige Politik in einer Drucksituation Dumping -Angebote anzunehmen; langfristig werden die staatlichen Stellen mit den Folgekosten der Verelendung konfrontiert werden. Das kann man heute an den Folgen der bisherigen diskriminierenden Politik gegenüber außereuropäischen Flüchtlingen sehen.

Von der Sicht der BewohnerInnen dieser Stadt aus kann ich nur dafür plädieren, bei allen Maßnahmen humanitäre Gesichtspunkte strikt zu beachten, denn sonst haben wir Personen, die lange mit der Aufarbeitung ihrer Erlebnisse zu tun haben später als NachbarInnen.

Ursula Hering, Berlin 31

Nachdem es in den letzten Monaten den Anschein hatte, als strebe der Berliner Senat an, die Lebenssituation der Flüchtlinge in Berlin zu verbessern, hat der heutige Artikel diesen wieder sehr in Frage gestellt.

Jetzt sieht es fast so aus, als schmücke sich der Senat mit einer liberalen AusländerInnenpolitik und überlasse es Privatleuten für menschenwürdige Zustände bei der Unterbringung zu sorgen. Als Dank für die Übernahme dieser schmutzigen Kehrseite winken saftige Verdienstmöglichkeiten. Mit Erstaunen und Entsetzen las ich, daß das Rote Kreuz die AussiedlerInnen und Flüchtlingsunterbringung als Goldesel benutzen will. Kann es sein, daß man sich davon erhofft, auf diese Weise aus den kürzlich bekannt gewordenen roten Zahlen herauszukommen?

Der Senat sollte weder Privatleuten noch Wohlfahrtsverbänden eine derartige Gewinnmacherei ermöglichen, denn er hat langfristig für die Folgekosten psychosozialer Verelendung aufzukommen - falls er humanitären Argumenten nicht zugänglich sein sollte.

Klaus Schwartz, Berlin 62

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