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DDR-Müde sollen campieren

■ Die bundesdeutschen Behörden antworteten nicht auf ein Angebot des Passauer Astas, die erwarteten Flüchtlinge im Studentenheim wohnen zu lassen / Ungarn will Problem mit einem einmaligen Akt lösen

Bonn/Budapest/Passau (dpa/ap/taz) - Seit gestern laufen in Bayern die Vorbereitungen zur Aufnahme mehrerer tausend DDR -Flüchtlinge auf Hochtouren. Das Rote Kreuz ließ Zeltstädte für einige tausend Flüchtlinge errichten. Die Studenten der Universitäten Regensburg und Passau hatten am Donnerstag in Schreiben an das bayrische Sozialministerium und das Bundesinnenministerium angeboten, den Flüchtlingen ihre Räume zur Verfügung zu stellen. Bis gestern abend lag jedoch keine Stellungnahme der Behörden vor. Zur Kritik an der Unterbringung in den Zeltstädten meinte ein Sprecher des Innenministeriums, eine schnelle Abwicklung der Aufnahmeverfahren erfordere die Konzentration möglichst vieler Neuankömmlinge an einem Ort. Eine Sprecherin des Passauer Astas bezeichnete die Aktion des Roten Kreuzes als eine „Katastrophenübung“.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt, der sich zur Zeit in Budapest aufhält, geht davon aus, daß es mit Sicherheit mehr als 10.000 Flüchtlinge sein werden. Voigt sagte nach Gesprächen mit Regierungsvertretern, die DDR -Bürger würden nach dem Grundprinzip des freien Reiseverkehrs ausreisen können. Die ungarische Regierung habe sich entschieden, das Problem in kurzer Zeit in einem einmaligen Akt zu lösen. Nach seinem Eindruck seien die Vorbereitungen für die Ausreise so gut getroffen, daß die Flüchtlinge auch all ihr Hab und Gut mitnehmen könnten.

Der mit Ungarn diskret vereinbarte Modus für die Massenausreise wurde am Freitag in Bonn weiterhin geheim gehalten. Bisher wurden zwei mögliche Regelungen für die Ausreise der DDR-Bürger genannt. Sie könnten mit ihrem DDR -Paß, der - im Gegensatz zu den an sie zum Teil verteilten Bundespässen - einen ungarischen Einreisestempel enthält, über Österreich in die Bundesrepublik gelangen. Zum anderen hieß es, in einer humanitären Aktion werde das Rote Kreuz Sonderpapiere ausgeben.

Die Regierung in Budapest hat eine Vorlage zu einem neuen Asylrecht beschlossen, das Ende September in Kraft treten soll. Der Sprecher der Regierung, Zsolt Bajnok, teilte mit, danach könnten alle Ausländer aus einem europäischen Land um Asyl nachsuchen, wenn sie in ihrer Heimat verfolgt werden. Auf die Frage, ob das neue Asylrecht die Kündigung der mit den sozialistischen Ländern beschlossenen Abkommen bedeute, sagte Bajnok, darüber werde verhandelt, um die neue Situation in Einklang mit der Genfer Konvention zu bringen.

Die Deutsche Bank hat inzwischen Aus- und Übersiedler vor Kredithaien gewarnt. Die Neubürger würden häufig Opfer unseriöser Geschäftmacher, schrieb das Unternehmen in einer am Freitag in Frankfurt veröffentlichten Mitteilung.

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