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Geschaßter Knacki?

■ Wurde Häftling wegen kritischer Äußerungen auf Pressekonferenz von seinem Arbeitsplatz abgelöst?

Gibt es erste repressive Reaktionen der Gefängnisleitung der JVA Tegel auf die Pressekonferenz mit Gefangenen Ende letzter Woche? Ein Gefangener, der die Arbeitssicherheit in der Lackiererei des Gefängnisses massiv kritisiert hatte, berichtete gestern der taz, er sei von seinem Arbeitsplatz abgelöst worden, weil er Betriebsinterna an die Öffentlichkeit gegeben habe.

Auf der Pressekonferenz hatte der betreffende Gefangene beklagt, daß für die Verarbeitung von Nitrolacken vorgeschriebene Atemmasken nicht verwendet würden und daß giftige Lack- und Leimreste der Werkstatt einfach durch den Gully entsorgt würden.

Justizsprecher Christoffel dementierte gestern gegenüber der taz die Ablösung des Mannes von seinem Arbeitsplatz. Der Gefangene sei weder vom Arbeitsplatz abberufen noch mit einem zeitlich beschränkten Arbeitsverbot belegt worden. Außerdem lägen in der Werkstatt „effektive Atemschutzmasken seit langem vor“. Wegen der Lack-Entsorgung durch die Kanalisation sei „von der Anstaltsleitung eine Untersuchung eingeleitet worden“.

Auf der bundesweit ersten Pressekonferenz einer Gesamtinsassenvertretung, die Teil der von Rot-Grün geplanten Strafvollzugsreform ist, hatten die Gefangenen massive Kritik am Wegsperr-Vollzug, an Besuchsregelungen, medizinischer Versorgung, am Lohnniveau, der sozialen Absicherung und an der Qualität des Essens im Tegeler Knast geäußert.

kotte

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