piwik no script img

Heißer Juli für Brasiliens Industrielle

■ Produktion stieg um 7,2 Prozent / Grund: Eingefrorene Preise und Angst vor Inflationsschub

Rio de Janeiro (afp) - Die brasilianische Industrieproduktion ist im Monat Juli um eine Rekordquote angestiegen. Wie das Statistikinstitut IBGE am Wochenende mitteilte, lag die Steigerungsrate gegenüber dem Beginn der brasilianischen Rezession im Jahr 1981 bei 33,3 Prozent. Lediglich einmal stieg in diesem Jahrzehnt die entsprechende Wachstumsquote höher - nämlich im Februar 1987, als sich auf dem Gipfel des Cruzado-Plans zur Inflationsbekämpfung angesichts eingefrorener Preise der Konsum enorm ausweitete. Danach war sie wieder ins Minus abgerutscht.

Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat weist die Industrieproduktion dieses Julis ein Wachstum von 7,2 Prozent auf, gegenüber dem Juni 1989 um 3,1 Prozent. Trotz der Erholung der letzten Monate summiert sich die Industrieentwicklung dieses Jahres auf ein „Minuswachstum“ von 0,7 Prozent. Die letzten zwölf Monate ab Juli zusammengerechnet ergibt sich sogar ein Rückgang der Industrieproduktion um 1,5 Prozent. Der Tiefpunkt der Entwicklung lag Ende 1988 und Anfang 1989.

Die Experten des Statistikamtes IBGE warnen jetzt davor, daß bestimmte Industriebereiche zur Zeit fast mit äußerster Kapazität arbeiten, was wiederum zu einer Knappheit bei bestimmten Grundstoffen wie während des Cruzado-Plans und wie damals zu einem „Importfieber“ führen könnte. Die durchschnittliche Auslastung der Gesamtindustrie hat den Angaben zufolge schon 83 Prozent erreicht. Deshalb erwarten die Analysten für die unmittelbare Zukunft keine weitere Steigerung der Industrieproduktion mehr.

Die Ausweitung der Produktion im Juli wird von den Experten vor allem auf den „Plan Verano“ (Sommerplan) zurückgeführt, unter dem zur Inflationsbekämpfung erneut Preise eingefroren wurden. Ein weiterer Grund der vermehrten kurzfristigen Auftragserteilungen sei offenbar die Furcht der Wirtschaftsführer vor einem plötzlichen Anziehen der Inflation.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen