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Die „Budapester“ kommen

■ Ab Mittwoch werden 1.000 bis 1.500 Flüchtlinge erwartet / Containerdorf und Wohnwagenkolonie als Notunterkünfte, im Ernstfall stehen auch Turnhallen bereit

Zwischen 1.000 und 1.500 DDR-Flüchtlinge werden ab Mittwoch in Berlin erwartet. „Wir verfügen über 1.800 Notunterkünfte“, erklärte gestern die Pressesprecherin der Sozialverwaltung Rita Hermanns gegenüber der taz. Dabei seien Unterkünfte in Turnhallen nicht mitgerechnet. „Die Sporthallen werden nur im äußersten Notfall belegt.“ Sie seien so leergeräumt, daß dort die Betten jederzeit wieder aufgestellt werden könnten. Im Ernstfall wäre dort noch Platz für 810 weitere Flüchtlinge. Als Notunterkünfte dienen die Ausstellungsräume eines Möbelhauses im Wedding, ein Containerdorf und eine Wohnwagenkolonie in der Gutschmidtstraße.

Mit den ersten Flüchtlingen rechnet die Sozialverwaltung nicht vor Mittwoch nachmittag. „Da wird jetzt erst mal vorab sortiert, wer überhaupt nach Berlin will und darf.“ Das Verteilen der Ex-DDRler würde mindestens zwei Tage dauern, so Hermanns. Grundsätzlich dürften nur diejenigen an die Spree, die bisher im Ostteil der Stadt gelebt oder Verwandte ersten Grades in West-Berlin haben. „Wenn da eine Familie aus Rostock hierher will, dann muß sie erst mal engste Verwandte nachweisen“, erklärte die Sprecherin der Sozialverwaltung.

„Die Übersiedler werden natürlich alle eingeflogen.“ Es werde versucht, möglichst auf Linienflüge zurückzugreifen und Sonderflüge zu vermeiden. „Das würde dann ein schubweises Eintreffen der Leute bedeuten“, so Hermanns. Über die genauere Verfahrensweise beim Transfer könne man aber erst etwas sagen, wenn die genaue Zahl der Neu-Berliner feststehe. Auf jeden Fall soll auf dem Flughafen Tegel ein Warteraum für die Ankömmlinge eingerichtet werden. Ein Bustransfer bringt sie direkt zu den Notunterkünften in der Stadt. Zum Notaufnahmelager Marienfelde, normalerweise die erste Anlaufstelle für DDR-Flüchtlinge, müssen die neuen, alten Spree-Athener nicht. Neben Unterkunft und Verpflegung sollen die DDR-Flüchtlinge pro Person täglich 15 Mark bis zum Abschluß des Aufnahmeverfahrens erhalten.

Zur Wohnungsbeschlagnahme hat sich nach Steglitz jetzt auch der Bezirk Wedding entschlossen, teilte die Sozialverwaltung mit. Demnach nimmt das Bezirksamt ungenutzten Wohnraum in Beschlag und setzt diesen im Bedarfsfall instand. Dem Eigentümer wird eine angemessene Miete gezahlt. „Wir können nur hoffen, daß dies noch mehr Bezirke machen“, erklärte Hermanns zu dieser Art der Wohnraumbeschaffung.

Der Regierende Bürgermeister Walter Momper bat unterdessen alle Berliner um „solidarische Unterstützung für die Übersiedler“. Die Bundesrepublik müsse „schnellstmöglich alle Kräfte mobilisieren, um den Übersiedlern ein menschenwürdiges Leben hier zu ermöglichen“. Sie müsse sich aber auch ernsthaft überlegen, welchen Beitrag sie zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in der DDR leisten kann, damit die Bürger auch dort eine Lebensperspektive finden.

cb

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