piwik no script img

Verbrecherischer Wahn-betr.: "Zwei Deutsche im Krieg", taz vom 1.9.89

betr.: „Zwei Deutsche im Krieg“, taz vom 1.9.89

Mehrere Äußerungen der „Zwei Deutsche(n) im Krieg“ (Erich Kuby und Theo Pirker) implizieren, daß auch die beiden „Teilnehmer (an der Veranstaltung?) des Zweiten Weltkriegs, ihre mehr oder weniger hautnah verspürten „mörderischen Jahre“, jetzt nach 40jähriger Aufarbeitung ähnlich ambivalent wie ein Hauptmann Dregger und nicht „unter der Last, ein Deutscher zu sein“ (Ralph Giordano), abhandeln.

(...) Wenig tragen die Gedanken und Äußerungen von Erich Kuby und Theo Pirkel zur „Entmilitarisierung des Denkens“ bei. Es fehlt eine provokative Aussage, wie im Buch von Gerhard Zwerenz: Soldaten sind Mörder, eine Perspektive für die junge Generation, ähnlich der Aussage von Klaus Bednarz: „Wenn je in Europa... dann sollten möglichst alle desertieren“, oder, wie ich es vor einem Kriegerdenkmal formuliert habe: „Wir denken sehr wohl, das Recht zu haben, nachträgliche Einsichten zu haben und derer auch zu gedenken, die als Deserteure und Widerstandskämpfer versuchten, nicht mehr der Verlängerung des Krieges zu dienen.“ Der Einsatz, der mit diesem Kriegerdenkmal geehrten Soldaten verlängerte letztlich, um beim Zweiten Weltkrieg zu bleiben, das nazistische Unrechtssystem.

Auf vielen Kriegerdenkmälern, landauf, landab ('Zeit‘ vom 1.9.89), ist die Lüge in eherne Lettern gegossen: „Sie starben zum Schutz der Heimat“. Die Lebenden wissen längst meint Theo Sommer in dem Artikel. Die da starben zwischen Charkow und Cherbourg, Tromsö und Tobruk, verblendet oder mitgerissen oder mißbraucht, starben nicht für den Schutz der Heimat, sondern für den verbrecherischen Wahn eines Mannes - Hitler.

Karl Heinz Klaiber, Würzburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen