Putzfrau - ein gefährlicher und oft illegaler Job

■ Untersuchung von Bremer WissenschaftlerInnen und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz / 17.600 Arbeitsunfälle in einem Jahr gemeldet

500.000 Frauen arbeiten nach offiziellen Angaben in Reinigungsberufen - die Dunkelziffer der Schwarzarbeiterinnen ist noch wesentlich größer. Doch obwohl „Putzfrau“ (laut Berufsordnung 933 der Bundesanstalt für Arbeit „Raum- und Gebäudereinigerin“) nach der Verkäuferin und der Sekretärin der dritthäufigste Frauenberuf ist, hat sich bis vor kurzem niemand so recht damit beschäftigt. Kein Wunder, arbeiten die Putzkolonnen doch zu Tageszeiten, da alle anderen zu Hause im Bett oder in der Wochenendfreizeit sind.

Jetzt jedoch haben sich Wissenschaftler der Uni Bremen und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz mit den Arbeitsbedingungen in der Gebäude- und Maschinenreinigung befaßt. Heraus kam eine lange Auflistung von Defiziten und Verbesserungsvorschlägen, die die Wissenschaftler gestern vorstellten.

Reinigungsarbeit bedeutet danach neben körperlicher Schwerstarbeit zu unüblichen Arbeitszeiten, hoher Belastungen durch chemische Reinigungsmittel, hoher Verletzungsgefahr und Risiko schwerer Erkrankungen auch noch ein geringes soziales Ansehen und fehlende soziale Absicherung.

Durch die zunehmende Privatisierung von Reinigungsbetrieben arbeiten die Beschäftigten in diesem Beruf vorwiegend in Teilzeit und fallen damit in die Sparte „geringfügig Beschäftigte“. Als solche aber werden ihre Arbeitsbedingungen für die Behörden schwer überprüfbar, was die Arbeitgeber weidlich ausnutzen. „Untertarifliche Bezah

lung, Fiktivkonten, die unter dem Namen von Familienangehörigen oder Bekannten geführt werden, Manipulationen der Lohnkarten sowie die Vorenthaltung tariflich zugesicherter Leistungen werden immer wieder publik. Illegal Beschäftigte reinigten nicht nur die Gebäude des Bundeskriminalamtes und des Statistischen Bundesamtes, sondern auch Arbeitsämter, Landesarbeitsgerichte, Rathäuser und Ministerien“, heißt es in der Studie.

Für einen tariflich festgelegten Lohn von 8,95 DM netto arbeitet Reinigungspersonal unter schweren körperlichen Belastungen und hohem gesundheitlichen Risiko: In Krankenhäusern z.B. wird häufig nicht über Ansteckungsgefahren und Schutzmaßnahmen aufgeklärt, bevor Krankenzimmer geputzt werden müssen. 17.600 gemeldete Arbeitsunfälle gab es im Bereich des Reinigungspersonals 1987 - die tatsächliche Anzahl ist noch wesentlich höher, da nur Unfälle gemeldet werden, die zur Arbeitsunfähigkeit führen.

Durch die aggressiven chemischen Mittel steht die Berufsgruppe - nach den Friseusinnen - bei Hautkrankheiten an zweiter Stelle, Rückenleiden sind weit verbreitet, darüber hinaus psychosomatische Erkrankungen. Nervosität und Schlafstörungen sind die Folge der schlechten Arbeitszeiten, Arbeitshetze und häufig ekelerregender Tätigkeit.

Bei den Arbeitnehmerinnen bestehe ein hoher Bedarf an Aufklärung über Schutzmaßnahmen und Gefährdungen, weitergehende Gesetzesinitiativen seien notwendig, so die Forderung der

WissenschaftlerInnen.

Die Überwachung der Arbeits situation ist aber nicht so einfach: Wie Silke Duda vorrechnete,

könnte z.B. das Gewerbeauf sichtsamt in Hamburg selbst bei intensivster Arbeit in jedem Betrieb nur alle vier Jahre kontrol

lieren.

Da sie wegen der schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt keine Schwierigkeiten bei der Rekrutie

rung neuen Personals haben, werden die Betriebe im Reinigungshandwerk von selbst jedenfalls wohl nichts ändern. G.T.