Mit Festen in die Pleite

■ Filmfestival soll drohenden Skandal um Kölner MediaPark verdecken

In einem aufstrebenden Medienland, wie es Nordrhein -Westfalen gerne sein möchte, dürfen die heimlichen Metropolen die Entwicklung natürlich nicht verschlafen. So setzt denn auch Köln alles dran, nicht nur als karnevaleske Hochburg in die Annalen einzugehen. Wenn in Nordrhein -Westfalen schon etwa 20 Technik- und Medienparks entstehen, darf die Stadt mit Dom und Millowitsch nicht abseits stehen.

Seit Jahren sorgt der sogenannte MediaPark für Gesprächsstoff. Doch so recht vom Fleck kommt man nicht mit dem Projekt. Zwar liegt ein Nutzungskonzept vor, zahlreiche Institutionen vergnügen sich mit der inhaltlichen Konzeptionierung - so hat das Adolf-Grimme-Institut im Auftrag der Stadt Köln ein Konzept für ein „Kommunikations und Medienzentrum“ im MediaPark entwickelt, das eine Brücke zwischen Bürgern, Bildung und Mediengeschäft schlagen solle. Dennoch scheint die Pleite nicht mehr abwendbar, das Renommierprojekt droht auf dem Gereons-Gelände zu versanden.

Um dem MediaPark auf die Beine zu helfen, sind die Gesellschafter, die Stadt Köln, das Land Nordrhein -Westfalen, der Medienkaufmann Bernd Schaefers und „Treuarbeit“ bemüht, private Investoren zu finden. Bisher war alle Mühe vergeblich, die Großinvestoren lassen auf sich warten. Auch das Interesse der ortsansässigen Medien- und Kulturszene an dem Prestigeobjekt ist gering, denn den klein - und mittelständischen Unternehmen fehlt in der Regel das nötige Kleingeld, um erfolgversprechend mithalten zu können. Die zu erwartenden Mietpreise für die Büroräume machen eine Ansiedlung auf dem Gelände eher unwahrscheinlich. Selbst die umstrittene neue Kunsthochschule für Medien, die ursprünglich aufs MediaPark-Gelände sollte, erhält einen anderen Standort. Dank des geschäftsführenden Gesellschafters Schaefers scheint sich der MediaPark zu einem reinen Immobiliengeschäft zu entwickeln.

Die Fraktion der Grünen im Kölner Rathaus hat vorgerechnet, daß die Stadt bereits Ausgaben und Zahlungsverpflichtungen in Sachen MediaPark in Höhe von etwa 87 Millionen Mark hat, und es werden täglich mehr. Erst im Mai genehmigte Kölns Oberbürgermeister Burger einen Dringlichkeitsentscheid, mit dem die Stadt Köln eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 5,5 Millionen Mark für einen Kredit der MediaPark GmbH übernimmt. Die Grünen haben das Verfahren beim Regierungspräsidenten beanstandet, eine endgültige Entscheidung darüber steht noch aus - immerhin sind über solche Bürgschaften in Berlin schon ganze Senatsmannschaften in die Krise geraten und anschließend gestürzt. Vorläufiger Höhepunkt des Spiels: Der Regierungspräsident erklärte Ende August einen Ratsbeschluß über den Verkauf des Geländes von der Stadt an die MediaPark GmbH für ungültig, weil nicht alle Voraussetzungen geklärt seien. „Die MediaPark GmbH müßte eigentlich Konkurs anmelden und liquidiert werden. Der MediaPark ist ein totgeborenes Projekt, das die Stadt bloß viel kostet“, meint denn auch Manfred Waddey von den Grünen.

In dieser Situation kommt ein findiger Geschäftsführer wie Schaefers natürlich auf tolle Ideen, um den Skandal hinter der Glimmerwelt der Leinwand verschwinden zu lassen. Köln müsse ein Filmfest haben, befand er, und gesagt - getan. Im August wurde dieses Vorhaben verkündet, das alle zwei Jahre anläßlich der „Photokina“ natürlich „20 der besten Filme der jährlichen Weltproduktion“ in die Stadt holen will. Ein Filmfest als geballte Abspielstation für den Messebesucher mit bereits aus den heimischen Kinos bekannten Filmen ist sicherlich nicht das Gelbe vom Ei, aber Herr Schaefers macht natürlich als Gestalter sein Geschäft, insbesondere mit einem geplanten Filmball. Der Kulturausschuß der Stadt beschloß Ende Juli spontan einen Zuschuß von einer Millionen Mark, obwohl nur eine wahrlich stümperhafte Kalkulation für das Filmfest von Schaefers vorgelegt worden war. In den 3,5 Millionen Mark Gesamtkosten, die aus Zuschüssen des Landes, der Stadt sowie Sponsoren und Eintrittspreisen bestritten werden sollen, sind interessanterweise genau eine Million Mark für Reisekosten, PR-Etat und anteilige Kosten am Filmball enthalten. In Köln hält sich dann auch hartnäckig das Gerücht, daß hier ein Scheck eine wichtige Rolle gespielt haben soll.

Die Entscheidung für den Zuschuß ist um so unverständlicher, als bisher kein inhaltliches Konzept von Schaefers vorliegt. Dem Kulturdezernenten Nestler lag zudem ein Konzept für ein Filmfest vom NRW-Produzentenverband vor, das aber mit dem Hinweis, es sei nicht bezahlbar (obwohl keine Kalkulation angefordert worden war), schon im Vorfeld abgeblockt worden war.

Das Filmfest scheint so nicht nur zum letzten Rettungsanker für das Pleiteunternehmen MediaPark zu werden, sondern bestätigt einmal mehr, daß im Kölschen Klüngel noch gut Geschäfte zu machen sind.

venus