: „Spaß am Kampf“
■ Polizei-Sondereinheit gegen britische Hooligans
London (taz) - Scotland Yard hat eine Sondereinheit zur Bekämpfung der britischen Fußball-Rowdies aufgestellt. Die Einheit nimmt ihre Arbeit am 1. Oktober auf. Der britische Innenminister Douglas Hurd hat Superintendent Adrian Appleby aus Manchester als Leiter der sechsköpfigen „National Football Intelligence Unit“ eingesetzt.
Ausgelöst wurde die Entscheidung des Innenministeriums durch die Ereignisse in Schweden vor knapp zwei Wochen, als britische Hooligans beim WM-Qualifikationsspiel der englischen Mannschaft die schwedische Hauptstadt Stockholm verwüstet hatten. Darüber hinaus mußte die Schweden-Fähre auf halbem Weg umdrehen und nach Harwich zurückkehren, weil britische Fußballfans auf dem Schiff randalierten. Ein Jugendlicher sprang im Drogenrausch über Bord und ertrank, weil er der Meinung war, das Schiff stünde in Flammen.
Ziel der Sondereinheit ist es, die Anführer der Hooligans ausfindig zu machen und Informationen örtlicher Polizeibehörden zu sammeln und weiterzugeben. Appleby sagte: „Spontane Randale ist viel seltener als organisierte Krawalle. Sie tun es nur, weil sie Spaß am Kampf und am Verletzen von Menschen haben.“ Er fügte hinzu, daß die Hooligans hierarchisch strukturiert seien. Roy Hattersley, der Innenminister des Labour-Schattenkabinetts, sagte, es gebe „Generäle“ mit faschistischen Verbindungen, die dingfest gemacht werden müssen.
Applebys Einheit, die fast eine Million Mark pro Jahr zur Verfügung hat, will eng mit der Polizei auf dem europäischen Festland zusammenarbeiten. Besondere Kopfschmerzen bereitet ihm die Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Italien. Appleby sagte: „Wir werden auf jeden Vorschlag der italienischen Behörden eingehen.“ Er bestritt jedoch, daß seine Einheit versuchen werde, die Banden von Schlachtenbummler zu infiltrieren.
Ralf Sotscheck
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