: Mietwucher - Richtig ist...
■ Betr.: „Mietwucher angezeigt“, taz vom 8.9.89
Von einem dicken Geschäft mit Asylanten kann keine Rede sein. Richtig ist allerdings, daß ich vom Sozialamt zeitweilig bis zu DM 11.300,-- monatlich erhalten habe. Ich inseriere seit Jahren in den Tageszeitungen und habe seit Jahren eine befriedigende Zusammenarbeit mit namhaften Bremer Firmen aufzuweisen. Die Räumlichkeiten und das Mobiliar waren nachweislich in ordnungsgemäßem Zustand, ehe ca. im Oktober 1988 das Sozialamt erstmals an mich herantrat und um Hilfe bat. Trotz erheblicher Bedenken habe ich diese Hilfe zugesagt, wenn auch nur, weil der Aufenthalt der Familie Issmail ausdrücklich für einen Monat befristet war. Für acht Personen wurde mit 20,-- je Nacht und Bett kalkuliert. Der Preis versteht sich incl. Mobiliar, Bettwäsche, Handtücher, Heizung, Strom, Gas, Wasser, Müllabfuhr, Kanalbenutzungsgebühr und Grundbesitzabgaben. Inzwischen sind es 10 Personen. Die Familie Issmail ist vom Sozialamt mehrfach eine andere Bleibe angeboten worden. Sie haben sich geweigert, aus den Räumen auszuziehen. Zwischenzeitlich ist das Sozialamt dazu übergegangen, die Räume zu besetzen, ohne mich zu fragen. Der beklagte Zustand der Räumlichkeiten ist einzig auf die Art der Behandlung durch die Bewohner (allein 17 Kinder) zurückzuführen, z.T. durch mutwillige Zerstörung. Für wenige Monate seit Oktober 88 haben die Stadtwerke lediglich für Gas, Wasser und Elektrizität über DM 23.000,-- verlangt. Für mehr als DM 500,-- sind Scheiben zerbrochen worden. Die E-Leitung für die Waschmaschine hat gebrannt. Die gestellten Möbel sind größtenteils unbrauchbar ramponiert. Wäschewechsel und Zimmerreinigung - nicht vereinbart - wären auch nicht möglich gewesen, denn ich traue mich nur unter Begleitschutz in das Objekt, da ich bereits mehrfach grundlos massiv bedroht worden bin.
Sollte es dem Sozialamt endlich möglich sein, mir den ungeschmälerten Besitz des Objektes zu verschaffen, werde ich allein zur Beseitigung der von den Benutzern verursachten Schäden wenigsten DM 30.000,-- aufwenden müssen.
Gerda Joost
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