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Stuttgart auf der einträglichen Südschiene

Mit Basualdo und Eifer bremst der VfB die Bayern mit 2:1  ■  Aus Stuttgart Max Alberg

Sie haben eine Menge gemeinsam: Wasen und Wies'n, die Clubfarben Weiß und Rot, die gereiften Liberi Augenthaler und Allgöwer, die rechten Freuden in Wirtschaft und Politik. Vor allem aber das Bewußtsein, auf der einträglichen Südschiene zu fahren.

Ein ausverkauftes Neckarstadion und ein VfB-Präsident Mayer -Vorfelder, der artig die Weichen stellte: Daß die Bayern immer für ein volles Haus sorgen - „das muß man dankbar würdigen“. Und wohl auch, daß sie den Schwaben einst Egon Coordes als (Assistenz-)Trainer abgenommen haben.

Nachfolger Arie Haan schwärmte von einem „fantastischen Fußballabend“. Kritikern hielt er vor, seine Truppe nach einigen vorlorenen Spielen vorschnell abgeschrieben zu haben - „so schlecht sind wir nicht“. Bayern-Trainer Heynckes stimmte demütig ein: Der VfB habe alles gehabt, was seiner Mannschaft fehlte: Aggressivität, Laufvermögen, Spiel ohne Ball.

Vor allem aber hatten die Schwaben Jose Horacio Basualdo („Langsam gehen die anderen auf meine Pässe ein“), ein technischer Riese am Ball, der schleppte, verteilte, vollendete. Die Münchner hatten nur rasende Zwerge im Mittelfeld, Schwabl, Thon (Beckenbauer: „Von dem hätte man mehr erwarten können“), Kögl. Von einem wie Basualdo kann auch Bundes-Franz Beckenbauer („Konsequent und diszipliniert. Der VfB hat den Bayern den Schneid abgekauft“), der sich kurz dem Volk zeigte, nur träumen. Der Argentinier zog am Mittwoch Hotic und Walter mit, die ihre besten Matches seit langem lieferten, selbst der pomadige Gaudino zeigte mehr als Brillantine.

Vor Beginn des Kicks war ein Heißluftballon am Neckarstadion aufgeblasen worden. Viel heiße Luft war zunächst auch im Spiel beider Teams. Die Bayern mit gewohnter Schnadahüpferl-Taktik: zurück, zur Seit‘, mal langsam, mal schnell. Dann aber wagte Basualdo (Dieter Hoeneß: „Sensationell, was der heute gelaufen ist“) ein Tänzchen und schoß kurz vor der Pause aus 16 Metern halbhoch das 1:0.

In der zweiten Halbzeit nutzten die VfB-Stürmer die offenen Räume, gingen die langen Wege. Auf der Gegenseite machte McInally gegen Buchwald keinen Stich, von Wohlfarth war nichts zu sehen. Ansonsten immer wieder mal der Karton des Schiedsrichters, vier für Bayern, zwei für den VfB - das wahre Gelbfieber. In der 63. Minute fiel dann das längst überfällige 2:0 durch Walter nach einem Gaudino-Kopfball.

Aber während noch die La-Ola-Welle durch die Betonschüssel rauschte, sorgten die Bayern für eine kalte Dusche: 2:1 in der 70. Minute durch Wohlfarths Kopfstoß nach einer Kögl -Ecke. Jetzt zogen die Bayern ihr Spiel auf, das Haan am Spielfeldrand zu Veitstänzen animierte. Weitere Chancen konnten aber beide Mannschaften nicht nutzen. Der VfB riskierte - und gewann die Gunst seiner Zuschauer zurück, von denen 200 wegen Überfüllung draußen vor der Tür bleiben mußten.

Über eine Million Mark dürften die Schwaben kassiert haben. Es ist eben auch das große Geld, das beide Südclubs so herzlich verbindet.

STUTTGART: Immel - Allgöwer - Buchwald, Strehmel - Schäfer, Hartmann, Basualdo, Frontzeck - Hotic, Walter (86. Nils Schmäler), Gaudino (76. Poschner).

MÜNCHEN: Aumann - Augenthaler - Johnsen (60. Mihailovic), Grahammer, Pflügler - Schwabl (70. Kastenmeier), Reuter, Thon, Kögl - Wohlfarth, McInally

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