Euro-Studis nach Berlin?

■ Bis zu 15.000 Studienanfänger werden erwartet / Bringt der Binnenmarkt noch mehr Studenten nach Berlin?

Wie werden sich die europäischen Studenten im Binnenmarkt ab 1992 verhalten? Werden sie alle nach Berlin kommen? Diese Fragen stellt sich Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller (SPD) angesichts der Ankündigung Frankreichs, 80 Prozent eines Jahrgangs das Abitur machen zu lassen, was die Zahl der Studenten dort deutlich nach oben schnellen lassen wird. Im Rahmen des EG-Binnenmarktes werden Studentenströme auch über die Grenzen gehen, was Prognosen sehr schwierig mache. Trotzdem wollen der Bonner Wissenschaftsrat und die Kultusministerkonferenz an der relativ niedrigen „Vielzahl“ von 850.000 Studienplätzen im Bundesgebiet festhalten. Für Berlin bedeute das eine Zielvorgabe von 60.000 Studienplätzen. Auf dem Papier stehen nur 57.400, die bis 1993 auf 58.800 aufgestockt werden sollen. Tatsächlich studieren aber in Berlin an den Hochschulen und Fachhochschulen 106.000 Studenten, was bedeutet, daß sich zwei Studenten einen Studienplatz teilen müssen. Berlin erwartet zum kommenden Wintersemester 10.000 bis 15.000 Neuimmatrikulationen. Darauf werde man mit einem Wohnungsbauprogramm reagieren, dessen größere Teile aber erst in einigen Jahren wirksam werden können. „Es ist so, daß das Abstellen von Autos für wichtiger angesehen wird als Wohnungen“, sagte die Senatorin. Verschiedene Maßnahmen sind ins Auge gefaßt: erstens der Bau neuer Wohnungen, zweitens der Umbau der Ungerschen Privatklinik im Tiergarten, drittens die Auslobung von 2.000 Mark pro neuer Studentenwohnung. Die Wissenschaftsverwaltung hatte auch ausgefallene Ideen zur Linderung der studentischen Wohnungsnot. „Ich lasse mich überraschen“, sagte Frau Riedmüller, „ob es klappt, russische Schlafwagen nach West -Berlin zu bekommen.“ Die Gleise am Olympiastadion stünden schon bereit.

dpa