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„Freie Völker“ wollen Polen und Ungarn belohnen

■ Finanzminister Waigel: Breite Zustimmung im IWF für das Polen-Hilfspaket

Washington (dpa/ap) - Die Initiative der großen westlichen Industrienationen zugunsten Polens und Ungarns hat auf der Weltwährungskonferenz in Washington breite Zustimmung gefunden, berichtete Bundesfinanzminister Theo Waigel am Sonntag über die Beratungen im Lenkungsausschuß des Internationalen Währungsfonds (IWF), der 152 Länder repräsentiert.

Der „Aufbruch Polens und Ungarns zu größerer wirtschaftlicher und demokratischer Freiheit“ habe diesmal der Jahresversammlung von IWF und Weltbank „einen besonderen Akzent“ gegeben, sagte Waigel. Man sei sich einig, daß „die Gemeinschaft der freien Völker“ den Prozeß in Mittel- und Osteuropa nach Kräften unterstützen wolle. Das Hilfspaket werde auch von vielen Ländern der Dritten Welt unterstützt.

In IWF-Kreisen wurde es für möglich gehalten, daß mit Warschau „bis Ende November ein Rohentwurf“ für ein Sanierungsprogramm erstellt werden kann. Ein solches Programm ist Voraussetzung für die Bewilligung von Krediten.

Auf Fragen, warum die Sowjetunion in Washington nicht in ähnlicher Weise wie Polen genannt werde, sagte Waigel: „Perestroika ist noch kein Eigentumsschutz und kein Investitionsschutz oder Marktwirtschaft.“ In Polen sei es ein besonderer Fortschritt, daß sich der neue Ministerpräsident Thadeusz Mazowiecki „ausdrücklich zu marktwirtschaftlichen Prinzipien bekannt hat“. Zur Frage, bis wann für Warschau Hilfspakete geschnürt seien, sagte der Minister: „Der Niedergang (Polens) hat Jahrzehnte gedauert, die dramatische Situation besteht seit 1980. Ich weiß nicht, ob man jetzt in Wochen oder Monaten denken kann.“

Der deutsche Finanzminister gab nicht zu erkennen, welchen Umfang die Bonner Hermesbürgschaften einnehmen sollen. Bislang hatte das Finanzministerium der polnischen Forderung von zwei Milliarden Mark einen Betrag von 300 Millionen Mark gegenübergestellt. Das Polenpaket solle aber „substantiell“ ausfallen.

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