piwik no script img

Q U E R S P A L T E Das Ende einer Säuferfreundschaft

■ Flensburger Brauerei läßt neuestes Brösel-Abenteuer gerichtlich konfiszieren

Die Flensburger Brauerei erlebt momentan stürmische Zeiten. Erst senkte eine nie bewiesene Autonomen-Parole von der rechtsradikalen Parteienfinanzierung durch die Nordlichter unter den Bierherstellern den Umsatz des - besonders in linken Szene-Kneipen beliebten - Bügelflaschen-Pilses.

Doch dann kam es noch schlimmer - mit der Kieler Comic -Figur Werner, die ihren Aufstieg zum Bestseller-Chaoten ständig mit einer Flasche „Flens“ in der Hand - auch „Bölkstoff“ genannt - erlebte.

Damit ist nun Schluß, doch gewiß nicht aus antifaschistischen Gründen. Werner-Zeichner Rötger Feldmann ist zwar durch seine Comics längst zum Millionär geworden, doch er konnte den Hals nicht vollkriegen. Auch den „Bölkstoff“ wollte er selbst vermarkten. Nach ausgedehnten Sauftouren durch die Republik wurde eine geeignete Brauerei gefunden - die drittgrößte in der Stadt Hannover.

Die hannoverschen Brauer bügelten Werner-Bier auf Flaschen und brachten den Gerstensaft - „Bölkstoff“ genannt - auf den Markt. Fast gleichzeitig kam der neue Werner-Comic in die Kioske und Läden. Schon auf der Titelseite offenbart der Hirni von der Förde die marktkonforme Veränderung seiner Trinkgewohnheiten, er reckt triumphierend eine Bügelflasche „Bölkstoff“ den Betrachtern entgegen. Deutliche Worte hat Feldmann dem Säufer in die Sprechblase dazugegeben: „Besser is das!“

Hätte er nicht tun sollen, denn jetzt sind die Flensburger Brauer am Zug. Sie ließen per einstweiliger Verfügung die Verbreitung des neuesten Feldmann-Comics verbieten: Ds Hamburger Landgericht befand, der Tatbestand der vergleichenden Werbung sei erfüllt.

Doch Feldmann wird schon irgendeinen Weg finden, um seine Bücher zu verkaufen. Und wenn er die konfiszierten Titel kurzerhand überkleben läßt. Dabei ist der PR-Vorteil durchs öffentlich-interessante Verbot auch nicht zu verachten. Denn Brösel-Vater Feldmann kann den Hals wirklich nicht vollkriegen - nicht nur voll Bier, sondern auch voll „Knede“. Darum verkaufte er die Vorabdruckrechte der neuesten Werner-Geschichte an 'Bild‘. Den linken Stammtisch -Trinkern läßt sich da nur noch raten, den Konsum des Feldmann-Werner-Bölkstoffs noch einmal zu überdenken.

Jürgen Oetting

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen