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Sozis auf Sängerfeste!

■ Landesparteitag der hessischen SPD in Limburg

Limburg (taz) - Von weitem betrachtet, sieht der jüngst gekürte Spitzenkandidat der hessischen SPD, Hans Eichel, aus wie ein Wallmann mit Brille - vielleicht ist das der Grund, warum sich die Hessen-SPD für ihn statt für den Gegenkandidaten Exner entschieden hat: Der Solidität des Kasseler Nordlichts traut man offenbar zu, dem blaßgrauen Outfit des amtierenden Wallmann das Wasser abzugraben, während die modernistisch-flapsige Konfektion Exners bei den älteren Wählern als einen Touch zu schrill empfunden werden könnte. Denn SPD-Politik, das machte der Landesparteitag deutlich, wird nach wie vor von der Stange verkauft Höhepunkt war die „programmatische Rede“, in der Eichel die Modelle der Wahlsaison 1990/91 vorstellte: sozial, ausgewogen, rosa in grau - von „Neues Denken setzt sich durch“, dem Slogan des Spitzenkandidaten, keine Spur. Die Sozis wollen es allein schaffen: „Wir Sozialdemokraten werden auf die Sängerfeste gehen, auf die Feuerwehrfeste, überall werden wir dabeisein.“ Der Spitzenkandidat, ausgestattet mit dem Charisma einer nassen Nudel, hob bei diesem Vorschlag deutlich die Stimme und erhielt Beifall ob derlei Propagandagesang reicht, die CDU sinken zu lassen, wird sich in 450 Tagen zeigen, dann wird in Hessen gewählt.

mbr

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