: Regimegegner in Panama festgenommen
■ Neun Oppositionelle wollten für Steuerboykott gegen das Noriega-Regime werben / Neuer Zwischenfall an der Kanalzone / Ehemaliger Präsidentschaftskandidat Endara im Hungerstreik
Panama (afp) - Die panamaische Armee hat neun Oppositionspolitiker festgenommen, darunter den Chef der christdemokratischen Partei, Ricardo Arias Calderon. Die Regimegegner waren in der Provinz Veraguas, 350 Kilometer westlich der Hauptstadt, unterwegs, um für den Aufruf der Opposition zum Steuerboykott gegen das Regime von Armeechef Manuel Antonio Noriega Werbung zu machen. Soldaten nahmen sie am Sonntag nachmittag fest und brachten sie in die Kaserne der Streitkräfte in Veraguas.
Nach der Einsetzung des provisorischen Staatschefs Francisco Rodriguez durch Noriega vor einem Monat appellierte die Opposition an die Bevölkerung, keine Steuer, Wasser-, Telefon- und Stromgebühren mehr zu zahlen. Ihr ehemaliger Präsidentschaftskandidat Guillermo Endara war am Sonntag seit elf Tagen im Hungerstreik, um diesem Aufruf Nachdruck zu verleihen. Die Behörden drohten den Initiatoren der Kampagne vor einer Woche mit Strafverfolgung wegen „Wirtschaftsverbrechen“.
Bereits vor einem Jahr waren führende Vertreter des Oppositionsbündnisses „Zivilisten-Kreuzzug“ in Haft gekommen oder ins Exil abgeschoben worden, die ohne Erfolg zum Steuerboykott aufgerufen hatten.
An der Grenze zur Kanalzone kam es am Wochenende zu einem neuen Zwischenfall, an dem die Truppen der Vereinigten Staaten beteiligt waren. Nach Angaben der panamaischen Streitkräfte feuerte ein amerikanischer Soldat am Samstag abend eine Gewehrgranate auf ein Verkehrskontrollhäuschen. Dabei entstand Sachschaden, Menschen wurden nicht verletzt. Am Tatort fanden panamaische Soldaten später das Uniformbarett des Nordamerikaners.
Die panamaischen Behörden nannten den Vorfall eine gezielte Provokation, während der Sprecher des US-Südkommandos von einem Unfall sprach, dessen Ursachen noch untersucht würden. Die Granate habe sich versehentlich aus dem Gewehr eines Amerikaners gelöst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen