: „Wirklichkeitsverdrängung“
Ostberliner Künstler fordern von der SED Reformen ■ D O K U M E N T A T I O N
Wir, die Unterzeichner des Textes, sind tief besorgt und beunruhigt über die gegenwärtige Krisensituation unserer Gesellschaft, deren sichtbarstes Symptom die anhaltende Massenflucht von DDR-Bürgern darstellt. Statt diese Situation in ihrem ganzen Ernst zur Kenntnis zu nehmen und nach Ursachen und Lösungswegen zu suchen, leugnet die Staatsführung die Realitäten und versucht, diese Haltung mittels der Massenmedien auch dem öffentlichen Bewußtsein aufzuzwingen. Die Wirklichkeitverdrängung hat zu einer Lähmung beziehungsweise zu einem rapiden Verfall des gesellschaftlichen Lebens geführt - ein Zustand, der den Bestand der sozialistischen Gesellschaft ernsthaft gefährdet.
Wir fordern deshalb die öffentliche Diskussion der Probleme, Einbeziehung aller Kräfte, auch derer, die durch die gegenwärtige undemokratische Struktur an einer Mitwirkung gehindert und sogar als Staatsfeinde diffamiert und kriminalisiert werden.
Wir, die Mitglieder des Berliner VBK, solidarisieren uns mit dem Inhalt der Resolution der Unterhaltungskünstler der DDR vom 18.9.89, der Resolution des Berliner Schriftstellerverbandes vom 14.9.89 und fordern für alle auf demokratische Umgestaltung unserer Gesellschaft zielende Äußerungen uneingeschränkte Öffentlichkeit über die Massenmedien der DDR.
Resolution von 180 Mitgliedern des Ostberliner Verbandes Bildender Künstler (VBK). Nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Reuter‘ redete SED-Chefideologe Kurt Hager am Montag mit den Unterhaltungskünstlern über deren Resolution.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen