2. Premiere im Schauspiel: Arturo Ui

■ Klappt's? Es klappt!

Im Jahr 1941, als Hitler die „Endlösung“ in Angriff nehmen ließ, schrieb Bert Brecht in seinem finnischen Exil ein Stück mit der Absicht, „den üblichen gefahrvollen Respekt vor den großen Tötern zu zerstören“: die Parabel vom „Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui.“ Er versimpelt die Geschichte ein bißchen, läßt das Volk weg, das die NSDAP gewählt und den „Anschluß“ bejubelt hatte, hält sich an die Definition der Kommunistischen Internationale vom Faschismus als der Agentur der reaktionärsten Kreise des in die große Absatzkrise geratenen Monopolkapitals. Aber er holt den Ui -Hitler vom schicksalhaft-dämonischen Sockel, erzählt eine eigenständige Geschichte vom Chicagoer Mafiaboß Ui und seinen Spießgesellen, dirty tricks und Hintermännern.

Der neue Oberspielleiter des Bremer Theaters, Andras Fricsay, hatte denUi als zweites für seine Trilogie der großen Schurken des 20. Jhs. ausgesucht. Bei den Proben hatten Teile des Ui-Ensembles gegen den Regisseur, Heinz-Uwe Haus, rebelliert und Fricsay hatte seinem „wilden Haufen“ zugestanden, das Stück auf eigene Faust, ohne Regisseur herauszubringen.

Und? Klappt es? Wird es Ui in Bremen geben? Es wird. Das Stück steht, das Ensemble - nur die Schauspieler vom MOKS -Theater sind rausgegangen - hat es wirklich gepackt. Die Hauptrollenspieler, die auch mit Haus klargekommen waren, haben alle Kraft auf Zusammenarbeit gesetzt, in den letzten drei Wochen hatte sich Fricsay selber noch mit in die Probenarbeit geworfen: Heute abend um 20 Uhr hat Ui im Schauspielhaus Premiere. Heinz-Uwe Haus hatte Brechts unübersehbaren Zeigefinger in einer brechttreuen, aber unorthodoxen Inszenierung verpacken wollen. Davon hat man sich, so der Eindruck eines Ensemblemitglieds, gar nicht so weit entfernt.

Kennenzulernen sind mehr als zwanzig (bis auf zwei erfreuliche Ausnahmen) männliche Mitglieder des neuen Ensembles, darunter Ullo von Peinen als Roma, der etwas, aber nicht viel von Ernst Röhm an sich hat, Ilja Richter als Givola, der entfernt an Goebbels gemahnt, Andreas Grothgar als Giri, der ein bißchen was von Göring hat, so unten rum, aber sonst bei weitem weniger fein tut als dieser und Helmuth Rühl als Ui, über den aber erst am Montag an dieser Stelle etwas verraten wird. Uta Stoll