: Brandstifter in Bremen-Nord
■ Erster Termin in Sachen Brandstiftungsserie in Bremen-Nord
Die Familie Ö. wohnt direkt neben dem Blumenthaler Amtsgericht. Es ist der 28. Dezember 1988, „Tatort„-Zeit. „Huch, da hat's gescheppert.“ ruft Frau Ö. Mehmet, ihr Sohn (14) , flitzt vor die Tür. Schräg gegenüber bei der Kirche ist das Schaukastenglas zerstört. Mehmet sieht einen jungen Mann im hellen Mantel weglaufen und holt den Hausmeister der Kirchengemeinde. Beide holen die Polizei. Mehmet berichtet, dann geht er nach Hause. Es ist 21.00 Uhr. Knapp eine Stunde später ist der Polizist wieder bei Mehmet: „Du mußt noch einmal mit auf die Wache, wenn Deine Mutter es erlaubt.“
Um etwa 21.OO Uhr hatte es bei der Feuerwehr Bremen-Nord und Gröpelingen geklingelt. Im Krankenhaus Bremen-Nord stand ein Kellerflügel in Flammen. Plötzlich meldet auch das Amts
gericht Feuer, außerdem lodert der Flur des Aussiedlerheimes.
Der leitende Oberstaatsanwalt aus Bremen schaltet sich ein. Die Brände von 1986 sind noch immer nicht abgeschlossen und schon wieder ein Feuerwerkler in Aktion. Die Kripo vernimmt einen jungen Mann, der in der Brandnacht festgenommen worden war. Er trug einen hellen Mantel. Der Polizei ist er bekannt, er wurde mit den 86-er Bränden in Zusammenhang gebracht.
Vorgestern war Verhandlungstermin im Landgericht. Der junge Mann erzählt, wie er jenen Dezemberabend verbracht hat. Er habe sich mit seiner Freundin im Bus getroffen, weil er betrunken ist, kommt es zum Streit. Am Bahnhof, schräg gegenüber vom Amtsgericht Blumenthal, steigen beide aus. Alleine geht er an Amtsgericht und Kirche vorbei
Richtung Hammersbecker Straße, wo auch das Krankenhaus und das Aussiedlerheim liegen. Seinen Freund, den er besuchen will, trifft er nicht an. Um 21.50 Uhr wird er an der Bushaltestelle verhaftet.
Das Landeskriminalamt unternimmt vergleichende Analysen der Schmutzreste vom Schuh und den Fußabdrücken am Tatort. Ergebnis: „Auffallende Ähnlichkeiten“. Vier Monate später schickt das BKA sein Gutachten. Die Schmutzreste hätten „keine gemeinsame Herkunft“. Was stimmt? Die Zeugin A. berichtet, daß sie um 21.OO Uhr unter ihrem Krankenhausfenster vor dem Feuerausbruch im Keller mehrere Männerstimmen gehört habe? Mehrere Täter? Gehört der Angeklagte dazu? Fortsetzung der Verhandlung am 12.10.
che
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
