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Kambodscha-betr.: "Es geht um Macht, nicht um Moral", taz vom 27.9.89

betr.: „Es geht um Macht, nicht um Moral“, taz vom 27.9.89

Ein Massenmörder-Regime (in Peking) besteht darauf, daß seine von ihm ausgehaltenen Massenmörder-Truppen in Kambodscha (Rote Khmer) an der nächsten kambodschanischen Regierung beteiligt werden. Normalerweise ruft so etwas bei zivilisierten Menschen einhellige Ablehnung hervor. Die Roten Khmer haben ein bis zwei Millionen Menschen auf dem Gewissen, die sie in ihrer Terrorherrschaft 1975-1979 umbrachten. Der vietnamesische Einmarsch 1979 hat sie von der Macht vertrieben, bevor sie weitermorden konnten. Die USA und China hatten nichts Besseres zu tun, als aus „Empörung“ über den Einmarsch der „vietnamesischen Sowjet -Satelliten“ die Roten Khmer politisch wie militärisch entweder direkt oder über die Koalition mit Sihanouk zu unterstützen, zum Entsetzen der Kambodschaner. Kein Wunder, daß die Vietnamesen zehn Jahre geblieben sind - geradezu bleiben mußten.

Wer jetzt fordert, daß die Massenmörder der Roten Khmer wieder an der Macht „beteiligt“ werden, fordert im Prinzip dasselbe, wie wenn 1949 die Nazis wieder an der Macht „beteiligt“ worden wären. Bald hätten sie wieder die Alleinherrschaft. Nein, es kann eben nicht darum gehen, wie Peter Schier sagt, „einen Kompromiß zu finden, bei dem alle Seiten ihr Gesicht wahren können“. Mit Massenmördern gibt es keine Kompromisse. (...)

Wenn die USA eine Lösung ohne die Roten Khmer unterstützen und Thailand die Waffenzufuhr aus China für die Roten Khmer unterbindet und die Rote-Khmer-Basen an der thailändisch -kambodschanischen Grenze schließen, gibt es sehr schnell einen Kompromiß ohne Rücksicht auf die Roten Khmer und ohne ihre chinesischen Komplizen. Rücksichtnahme auf den Gesichtsverlust eines Deng Xiaoping ist hier völlig fehl am Platze, im Gegenteil.

Der springende Punkt scheint wohl eher zu sein, daß dies auch das Eingeständnis des moralischen Bankrotts von zehn Jahren westlicher Indochinapolitik bedeuten würde. Im Kampf gegen die Sowjets sind den USA alle Verbündeten recht, auch die Roten Khmer. Die Leidtragenden sind die Menschen Kambodschas.

Jürgen Maier, Bundesvorstand Die Grünen, Bonn

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