: Walter im Stile eines Klassemanns!
Der Regenwald stirbt, aber der Mediendschungel boomt! Radios, Fernsehsender, Zeitschriften schießen wie Pilze aus dem Boden, werden viele Reporter brauchen. Es fehlt Zeit, die Anfänger gründlich auszubilden (Glück hat auf die Dauer nur der Flüchtige!). Warum nicht einfach von den Erfahrungen der Erfahrenen lernen? TAZ hat seit Jahren bewährte Formulierungen des Sportjournalismus zusammengetragen und stellt sie in einer Serie vor - jeden Montag. Einfach ausschneiden, sammeln - und bewerben! Von Herrn Thömms ■ VfB Stuttgart - FC St. Pauli 4:0
Stuttgart (taz) - Die 19.000 Besucher im Neckarstadion, unter ihnen die argentinische Tenniskönigin Gabriela Sabatini, brachten ihr Kommen nicht zu bereuen: Was der VfB Stuttgart an diesem naßkalten Nachmittag seinen treuen Fans bot war Werbung für den Fußball.
St. Pauli ging mit einer passiven Einstellung ins Spiel und die Schwaben fanden in der Anfangsphase kein geeignetes Mittel, um zu einem zählbaren Erfolg zu kommen. Ihr Angriff ließ jede Durchschlagskraft vermissen.
In der 27. Minute platzte dann bei Fritz Walter der Knoten: Flad klärte auf der Linie, mittels Seitfallzieher schlug der Stürmer den Ball im Stile eines Klassemanns ins Netz - 1:0.
Nun konnte Torwart Volker Ippig über Arbeitslosigkeit nicht mehr klagen. Mit Glanzparaden verhinderte er sieben Minuten lang einen höheren Rückstand. Dann nahm Demir Hotic eine lange Flanke von Walter, die über Freund und Feind hinweg segelte, volley (34.). Ein Sonntagsschuß - so schön kann Fußball sein.
Das Mittelfeld des VfB kombinierte nun stellenweise traumhaft und setzte spielerische Akzente. Vor allem der südamerikanische Neuzugang Basualdo erweist sich mehr und mehr als Vollblut-Fußballer. Zur Halbzeit hätte es gut und gerne 3:0 heißen können, ja müssen. Aber Nicaraguabrigadist Ippig stand wie eine Eins.
Nach dem Pausentee zeigte St. Pauli großen kämpferischen Einsatz, die Mannschaft verkaufte ihre Haut so teuer wie möglich. Doch in der Offensive machte sich das Fehlen des gesperrten Gronau sowie der verletzten Duve und Wenzel bemerkbar.
Gegen die vor Trautner gut gestaffelte Abwehr blieben die Hamburger Stürmer vieles schuldig, vor allem Frontzeck und Buchwald verurteilten die Schützlinge von Helmut Schulte zur Wirkungslosigkeit.
Nach 65 Minuten zeigte Allgöwer, wie immer ein Leistungsträger, seinen Torriecher: Eine Bilderbuchkombination über Basualdo und Gaudino brachte den Libero frei vor Ippig, er konnte sich die Ecke aussuchen und faßte sich ein Herz. Die Abwehr sah dabei nicht gut aus.
Unverkennbar war die Leistungssteigerung des zuletzt kritisierten Fritz Walter, der am 21. Juli Geburtstag hat: Mit seinem zweiten Tor (91.) nach Vorarbeit von Frontzeck machte er sich sein schönstes Geschenk im Voraus selbst.
VfB-Trainer Arie Haan sagte in der anschließenden Pressekonferenz: „Unser Sieg ist auch in dieser Höhe verdient.“ So einfach kann
Fußball, kann so schön sein
Tenniskönigin, war zufällig da
Nachmittag, naßkalt o. hochsommerlich
Besucher, brauchen ihr Kommen nicht zu bereuen
Klassemann, im Stile eines
Knoten, platzt
Fehlen, das F. von NN. macht sich bemerkbar (Superlativ: an allen Ecken und Enden)
Abwehr, gut/schlecht gestaffelt
Schützlinge, sind die Spieler vom Trainer
Geschenke, machen sich Kicker die schönsten zum Geburtstag selbst
Wirkungslosigkeit, wird man dazu verurteilt
Werbung, wird für den Fußball gemacht
Einstellung, zu passive
Sonntagsschuß, auch Samstags möglich
Mittel, wird oft nicht geeignet gefunden
Erfolg, zählbar
Arbeitslosigkeit, darüber klagt der Keeper (nicht)
Durchschlagskraft, vermißt o. vorhanden
Rückstand, höherer R. wird verhindert
Flanke, segelt über Freund und Feind hinweg
Akzente, spielerische werden gesetzt
Vollblut, gibt's auch im Fußball
Eins, steht wie eine
gerne, und gut
müssen, ja können
Haut, wird teuer verkauft
Einsatz, kämpferisch
Pausentee, Leistungsträger, Bilderbuchkombination, Torriecher, Glanzparaden
Ecke, kann man aussuchen
Herz, wird gefaßt
aussehen, nicht gut
Leistungssteigerung, unverkennbar
Sieg, in jeder Höhe verdient Schreiben sein
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