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Handel mit Naturalien

■ ZDF-Fernsehrat tagte in Berlin / Ankauf von 900 Spielfilmen geplant

Am Mittwoch tagte der ZDF-Fernsehrat in Berlin. Auf der anschließenden Pressekonferenz bemühte sich der Vorsitzende Jokel Fuchs, ganz im Stil seiner Mainzer Büttenreden, die nur spärlich versammelten Journalisten über die wichtigsten Tagesordnungspunkte der Sitzung zu informieren. So präsentierte er zu Beginn eine Protestnote des ZDF -Fernsehrates, in der, ganz der ARD folgend, die DDR -Regierung aufgefordert wird, zu den in der KSZE-Schlußakte beschlossenen Grundsätze über den freien Informationsfluß in Europa zurückzukehren. Einmütig wurden die Behinderungen der freien Berichterstattung und die Übergriffe gegen Journalisten gegeißelt.

Weniger klar und eindeutig erschienen die Ergebnisse der Gespräche über den deutsch-französischen Kulturkanal. Der Mainzer Oberbürgermeister a.D. Fuchs bekundete zwar des öfteren den guten Willen und die Bereitschaft, sprach von langen und lebhaften Diskussionen, aber Näheres, als daß mit dem Start des Kanals voraussichtlich erst 1991 zu rechnen sei, war von ihm nicht zu erfahren.

Etwas interessanter wurde es, als der ZDF-Intendant Dieter Stolte über die laufenden Planungen im Bereich Spielfilm und Serien berichtete. Seinen Angaben zufolge führt das ZDF zur Zeit Verhandlungen mit 50 Lizenzgebern über den beabsichtigten Ankauf von 900 Spielfilmen. Dabei soll es sich um Produktionen aus den späten 70ern und frühen 80ern handeln. Da eine solche Anzahl von Spielfilmen auf dem hiesigen Markt wahrscheinlich nicht zur Verfügung steht, wird das ZDF ein eigenes Büro in New York eröffnen. Dort will man nicht nur nach Produktionen von kleineren Film- und Fernsehprogrammanbietern fahnden, sondern auch deutsch -amerikanische Co-Produktionen realisieren.

Ganz im Zuge des „gemeinsamen europäischen Hauses“ wird das ZDF auch die Zusammenarbeit mit den Fernsehanstalten im östlichen Teil des Kontinents intensivieren. Das sowjetische Fernsehen Gostelerradio“ wird eine Folge der EG-Serie „Eurocops“ drehen und erhält im Gegenzug dafür fünf Folgen dieser Serie. O-Ton Stolte: „Wir handeln mit Naturalien.“ Desweiteren sind als EG-Gemeinschaftsproduktion Literaturverfilmungen aus diversen Ländern geplant.

Für die weitere Programmplanung gelten die Hauptnachrichtensendungen weiterhin als Eckpfeiler. Zur vorrangigen Daueraufgabe erkärte Stolte die inhaltliche Verbesserung der einzelnen Programme mit einem deutlich öffentlich-rechtlichen Profil zusammen mit einer optimalen sendeplanerischen Plazierung. Dies war die Konsequenz aus seiner erstaunlichen Erkenntnis, daß die Akzeptanz der Programme immer stärker von der Qualität der Sendung, als von der Programmstruktur abhängt.

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