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Koks-Kartell in der BRD aktiv

■ Prominentes Mitglied entkam Münchner Fahndern / Kolumbianische Zeitungen weisen Vermittlungsersuchen von Drogenboss Escobar zurück

München/Bogota (dpa/ap/afp) - Die Spur des Medellin -Drogenkartells führt auch in die BRD. Fahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes haben nach dem Fund von rund 650 Kilogramm Kokain im August in München und der Festnahme von 16 Personen jetzt einen der Hintermänner identifiziert. Es handelt sich um Jose Vincente Castano-Gil, ein prominentes Mitglied des Kartells. Die Polizei setzte gestern für Hinweise auf ihn eine Belohnung von 100.000 DM aus. Nach Erkenntnissen der Polizei hielt er die Fäden bei dem aufgeflogenen Deal in der Hand und wollte die Transaktion selbst vornehmen. Wegen des Vorgehens gegen die Kokain-Mafia in seiner Heimat verließ der Großdealer Kolumbien und konnte sich so dem bevorstehenden Zugriff der Fahner entziehen.

Der französische Präsident Francois Mitterrand sicherte der kolumbianischen Regierung unterdessen bei einem Zwischenstopp in Bogota seine „Solidarität“ im Kampf gegen den Drogenhandel zu. Er kündigte Hilfe für die Regierung an, insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Polizei (siehe dazu auch Seite 8).

Zwei der führenden Tageszeitungen Kolumbiens, 'El Tiempo‘ und 'El Espectador‘, wiesen am Donnerstag ein Vermittlungsersuchen des mutmaßlichen Chefs des Medellin -Kartells, Pablo Escobar, in scharfer Form zurück. Escobar hatte in einem Brief an einen Herausgeber die großen Zeitungen, die katholische Kirche und die Justiz um Vermittlung eines Dialogs zwischen der Drogenmafia und der Regierung gebeten. Dazu hieß es in den Zeitungen, Gespräche mit den Drogenhändlern kämen angesichts deren unverhüllter Morddrohungen und fortgesetzter Straftaten einer Kapitulation gleich. Diese Woche waren erneut ein Journalist und zwei Angestellte von 'El Espectador‘ der Mafia zum Opfer gefallen.

Die Interamerikanische Pressegesellschaft, deren 45. Jahrestagung am Donnerstag in Monterrey zuende ging, bezeichnete den Drogenhandel und seine paramilitärischen Aktivitäten als „Feind Nummer 1 der Pressefreiheit“ auf dem Kontinent. Namentlich genannt wurden Kolumbien, Peru und Panama. Siehe Gastkommentar

aus Kolumbien auf Seite 6

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