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Euro-Rüstungsszene bleibt in Bewegung

■ GEC will Ferranti - Daimler auch? British Aerospace kooperiert mit Thomson-CSF, Siemens will bundesdeutsche Philips-Wehrtechnik nicht

London/München (dpa) - Im Tauziehen um die Übernahme des angeschlagenen, aber bedeutenden britischen Rüstungsherstellers Ferranti hat sich jetzt auch der führende britische Elektrokonzern General Electric (GEC) eingeschaltet. GEC-Chef Lord Weinstock will ein Übernahmekonsortium - zu dem offenbar auch Daimler-Benz gehören soll - zusammenstellen, das ein Angebot für Ferranti unterbreiten würde. Ferrantis Marktwert wird auf rund 430 Millionen Pfund (1,3 Mrd. DM) veranschlagt. Weinstock will offenbar verhindern, daß der französische Staatskonzern Thomson-CSF auf den britischen Rüstungsmarkt dringt. Thomson -CSF und British Aerospace (BAe) gelten mit ihrem gemeinschaftlichen Übernahmevorstoß jedoch unverändert als Favoriten für einen Ferranti-Kauf. Als weitere Interessenten werden - neben Daimler-Benz - unter anderem auch Siemens und die US-Konzerne Westinghouse und Martin Marietta genannt. Die britische GEC hat mit dem US-Konzern General Electric nur den Namen gemeinsam.

British Aerospace und Thomson wollen ihre Raketenaktivitäten zusammenlegen. Diese neue 50:50-Tochter mit dem Namen Eurodynamics, die auch Ferranti übernehmen soll, wäre einer der bedeutendsten Hersteller von Raketen weltweit mit 15.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Pfund (4,2 Mrd. DM).

Indes hat Siemens kein Interesse mehr daran, die Wehrtechniksparte der deutschen Tochter des niederländischen Philips-Konzerns zu übernehmen. „Die Gespräche sind abgeschlossen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage. „Ein Interesse ist nicht mehr vorhanden.“ In den Gesprächen mit Philips, die von dem Siemens-Geschäftsbereich Sicherungstechnik geführt worden seien, habe sich herausgestellt, daß die Produktbereiche zu weit auseinanderliegen. Philips hatte im Sommer große Teile seines Rüstungsgeschäftes an Thomson-CSF verkauft und für die bundesdeutschen Rüstungsableger ebenfalls nach einem Interessenten Ausschau gehalten.

Die Siemens-Sicherungstechnik, die seit dem 1. Oktober in einem eigenständigen Bereich geführt wird, kommt mit etwa 3.000 Beschäftigten auf einen Umsatz von rund einer Milliarden DM. Im Wehrtechnikbereich Philips Systeme und Sondertechnik (PST) der Philips GmbH in Hamburg sind rund 1.000 Mitarbeiter, je zur Hälfte in Bremen und in Kiel, beschäftigt. Der Umsatz wird von Philips mit rund 150 Millionen DM angegeben.

Philips selbst spricht von „mehreren Interessenten“ für den Wehrtechnikbereich, ohne aber Namen zu nennen. Es sehe jedoch nicht nach einer schnellen Lösung aus, sagte ein Philips-Sprecher. Vorstellbar wäre auch die Einbeziehung in die von den vier deutschen Küstenländern vorgeschlagene Verbundlösung. Die Regierungschefs von Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein hatten vorgeschlagen, die im Zusammenhang mit den Auflagen für die Fusion Daimler -Benz/MBB auszugliedernden Marine- und Sondertechnikteile in ein neues Unternehmen einzubringen, das die maritim ausgerichteten Elektronik- und Systemaktivitäten in Norddeutschland zusammenfaßt.

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