: Wenigstens was, oder...?
■ Obdachlose Hausbesetzer handelten mit WIR Nutzungsvertrag für Dreizimmer-Abrißwohnung aus - aber nur bis zum 15.12.
Weil sie so hartnäckig waren, haben acht Obdachlose jetzt eine vorläufige Bleibe gefunden: Gestern handelten sie mit der WIR-Wohnungsbaugesellschaft (ehemals Neue Heimat) einen Nutzungvertrag aus, der beinhaltet, daß sie bis zum 15. Dezember in einer Dreizimmerwohnung in dem Abrißhaus in der Charlottenburger Garde-du-Corps-Straße 7 bleiben können.
Wie berichtet, hatte die Obdachlosengruppe - zwei Frauen, sechs Männer und ein Hund - am vergangenen Donnerstag das leerstehende Haus in der Schloßstraße 17 besetzt, es am Freitag morgen jedoch sofort wieder verlassen müssen. Der Charlottenburger Baustadtrat Dyckhoff setzte sich jedoch bei der WIR für die hartnäckigen Obdachlosen ein, was gestern zu Unterzeichnung des Nutzungsvertrag für eine Dreizimmerwohung in der Garde-du-Corps-Straße 7 führte. Die zeitliche Befristung des Vertrags wurde von WIR-Mitarbeiter Nicklitz auf Nachfrage der taz damit begründet, daß das Haus zum Jahresende abgerissen werden soll und deshalb bereits weitgehend entmietet sei. Sofern sich an der Planung für den Abriß etwas verändere, werde sich die WIR aber sicher noch einmal mit der Obdachlosengruppe zusammensetzen. Daß die acht Leute jetzt in einer Dreizimmerwohnung zusammengepfercht sind, begründete Nicklitz damit, dies sei die größte zusammenhängende Wohnung in dem Haus. Außerdem seien in den übrigen leerstehenden Wohnungen schon die Installationen abmontiert. Dafür habe sich die WIR bereit erklärt, in der Dreizimmerwohnung noch einmal eine richtige Lichtleitung zu legen, Öfen zu installieren, notdürftige Ausbesserungen zu machen und eine Kochmöglichkeit herzurichten.
Ein Obdachlosensprecher erklärte, die Gruppe sei „sehr froh und zufrieden“ über die Lösung, weil es „allemal besser ist, als auf der Straße zu sitzen“. Nach den guten Erfahrungen hoffen die acht Menschen nun, daß sie von Dyckhoff und der WIR nach dem Ablauf des Nutzungsvertrags nicht auf die Straße zurückgeschickt werden.
plu
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