Theodorakis wechselt wieder das Lager

■ Der ehemalige Linke kandidiert für die „Nea Dimokratia“

Athen (taz) - Eine schwere Geburt besonderer Art fand diese Woche in Griechenland ihr Ende: Mikis Theodorakis ging daraus als Kandidat für Parlamentswahlen hervor. Doch nicht etwa für eine Partei seiner politischen Heimat, der Linken, sondern für die konservative „Nea Dimokratia“ (ND). Die der ND nahestehende Zeitung 'Eleftheros Typos‘ zitierte eines der Hauptwerke des Komponisten. „Axion esti!“ - auf deutsch: „Gepriesen sei!“

Sein Sendungsbewußtsein gestattete es Mikis einfach nicht mehr, sich länger der aktuellen Politik zu entziehen. Er scheint den Ehrgeiz zu besitzen, vom „einstigen Symbol der Linken“ zu einem „Symbol der Verbrüderung“ zu wandeln - und verlagerte sein Schwergewicht einfach nach rechts. Die Liebe zu Mitsotakis begann bereits in diesem Frühjahr mit einem Prolog. Theodorakis verfaßte die einleitenden Worte zur Biographie des ND-Vorsitzenden und fungierte danach als sein Wahlhelfer. Jetzt kämpft er zur Rettung Griechenlands aktiv „im starken Bollwerk der ND, um der erdrückenden Ausweglosigkeit, in die uns acht Jahre Pasok-Regierung geführt haben, zu entkommen“. Mit seiner Musik einte Theodorakis die Griechen und in seiner Person die griechischen Parteien. Vor der Diktatur war er Abgeordneter der „Griechischen Demokratischen Linken“, 1970 Mitglied der Eurokommunisten, von 1981 bis 1986 Abgeordneter der KP. Danach noch ein kurzes Tete-a-tete mit Papandreou. Vorläufiger Abschluß: die Kandidatur für die ND - mit Blick auf noch höhere Ziele. Mikis for President?!

Robert Stadler