: Bremen Nord bleibt j.w.d.
■ Ganz große Beiratskoalition hält Senats-Konzept für ÖPNV für „Flickschusterei“
Was macht ein Bremen-Norder, wenn er mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Bremer Innenstadt möchte? Er nimmt sich vor allem erst mal viel Zeit! Zum Beispiel steigt er am „Farger Feld“ in den Bus, fährt bis zum Bahnhof -Vegesack, steigt dort in den Zug Richtung Bremen HbF. Ankunft: nach 75 Minuten. Es geht auch noch langsamer: Man nimmt den Bus bis Gröpelingen und steigt dort in die Straßenbahn und braucht eineinhalb bis zwei Stunden in die Innenstadt.
Eine schnellere Verbindung Bremen-Nords zur Stadtmitte ist
-jedenfalls zur Zeit - nicht in Sicht. Zu dieser Erkenntnis kamen am Dienstagabend die Abgeordneten der drei Bremen -Norder Beiräte aus Burglesum, Vegesack und Blumenthal im Bürgerhaus Vegesack. Hansjürgen Kahrs, ehemals Senatsdirektor im Innenressort und inzwischen oberster Koordinator für das ÖPNV-Konzept des Senats, brachte das be
sondere Problem Bremen-Nords auf den Punkt: „Die Verbindung Bremen-Nords zur Stadtmitte hängt an der Bundesbahnschiene.“
„Hängen“ trifft den bisherigen Zustand auf den Kopf. Und wesentliches ändern wird sich daran auch durch das ÖPNV -Konzept des Senats wenig. Einziger Lichtblick: Die Bundesbahn will ihre Bahnhöfe in Bremen-Vegesack, Bremen -Lesum und Bremen-Burg behindertenfreundlicher gestalten. Die Bahnsteige sollen von 38 auf 76 cm angehoben werden. Außerdem sollen zwischen Bremen/Hauptbahnhof und Bremen Vegesack ab 1991 sog. City-Bahn-Waggons eingesetzt werden. Entscheidender Vorzug: breitere Türen. Um die Verknüpfung von Straße und Schiene“ zu verbessern, soll außerdem die Bushaltestelle in Bremen-Burg direkt vor den Bahnhof verlegt werden. Rund um Bremen Nord, von Gröpelingen bis zu den nie
dersächsischen Randgemeinden Schwanewede und Neuenkirchen, läßt sich bislang auschließlich mit Bussen öffentlich nahverkehren. Eine eigene Busspur gibt es bislang allerdings in ganz Bremen-Nord nicht. Langfristig will die BSAG zwar ein „geschlossenes und behinderungsfreies Busliniennetz“ für Bremen-Nord schaffen. Ob das auch eigene Bus-Fahrspuren bedeutet - da will sich BSAG-Sprecher Joachim Hüneberg noch nicht festlegen. Sein Orakel: „Könnte!“
Großartige Verbesserungen versprechen sich die Bremen -Norder Beiräte von den Senats-Plänen nicht. „Flickschusterei“ nennt Paul Schmidt, Vorsitzender der Vegesacker CDU-Beiratsfraktion das Konzept. Und sein sozialdemokratischer - Beiratskollege, Hans Meyerhoff, stimmt ihm zu: „Paul, da sind wir ganz einer Meinung!“
Das Konzept, der Meinung sind alle Beiräte, sei erstens völlig
unzureichend und komme zweitens 10 Jahre zu spät. Sazer sind die Feierabendpolitiker überdies auf die Knausrigkeit des Senats gegenüber dem Bremer Norden: Ganze 430.000 Mark von einem 10 Millionen-Sofortprogramm Mark sind bis jetzt in Nord verbaut worden. Und auch bei den mittelfristig geplanten Maßnahmen soll Bremen-Nord vom 222 Millionen -Gesamtkuchen nur 31,5 Mllionen abbekommen.
Nach langer Diskussion verabschiedeten die Beiräte am Dienstag einen von der SPD eingebrachten Leitantrag, in dem weitgehende Verbesserungen und vor allem Tempo bei ihrer Umsetzung gefordert werden. Wie die im einzelnen aussehen könnten, wissen die Beiräte allerdings bislang selbst noch nicht. Einziger konkreter Vorschlag: BSAG und Bundesbahn sollen ihre Fahrpläne besser aufeinander abstimmen.
Ulf Buschmann
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