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Turner und -innen der UdSSR tiptop

■ Bei der 25. Weltmeisterschaft gehen beide Mann (Frau-) schaftstitel an die Sowjetunion, während sich die BRD mit den Plätzen 10 und 18 in gewohnter Bescheidenheit übt

Stuttgart (dpa/taz) - Eberhard Gienger, bei der Weltmeisterschaft als Bundeskunstturnwart, Oberkampfrichter, Werbemanager und Fersehmoderator vielseitig im Einsatz, hat in seinem Sport schon einiges erlebt. Nach den Darbietungen der männlichen BRD-Riege hatte er sich schnell wieder im Griff: „Als Aguilar als erster vom Reck fiel, war's ein Schock, aber nach dem dritten Absteiger beruhigt man sich.“ Neben Aguilar waren auch Jürgen Brümmer und Michael Wolfgang dem Gerät entrutscht, dazu kamen drei Umfaller am Boden; zwei Gründe, warum die Mannschaft statt des angestrebten achten nur einen zehnten Platz belegte.

Cheftrainer Mauno Nissinen war weniger gefaßt als Gienger. „Manchmal gibt es auch im Sport keine Erklärung.“ Möglicherweise dachte er schon an die Qualifikation zur Olympiade in Barcelona und ihm schwante Böses: 1991 in Indianapolis werden sich nur die zwölf besten Teams die Teilnahme sichern können. Alttrainer (1936) Eugen Kopp dürstet nach besserem: „Was die Medaillengewinner UdSSR, DDR und China und unsere Mannschaft geboten haben, war wie der Unterschied zwischen prickelndem Sekt und Mineralwasser.“

Den bundesdeutschen Frauen ging es - obgleich schlechter plaziert - besser, weil von ihnen nichts erwartet wurde. Turnerin Martina Litzka freute sich über „den Wettkampf unseres Lebens“ und den 18. Platz unter 28 Ländern; schlechter war die Frauschaft seit 1962 bei Weltmeisterschaften nie gewesen. Beipflichtete Trainer Reinhard Hornig: „Wir haben eine optimale Leistung geboten, mehr ist momentan nicht drin.“ Was dem Sportdirektor Eduard Friedrich auf Dauer nicht reichen will: „Der DTB muß mit seinen finanziellen und sportlichen Mitteln wieder unter die ersten zehn in der Welt kommen.“

Die große Nummer waren die weiblichen Kinder aus der UdSSR. Bei der 25. WM holten sie den zehnten Titel - mit einem Weltrekord: 397.093 Punkte wurden zusammengeturnt, ein Schnitt von 9,9198, wobei sogar der Abzug von 3/10 Punkten enthalten ist, weil sich ein Trainer während der Übung am Schwebebalken regelwidrig auf dem Podium befand.

Titelverteidiger Rumänien hatte neben Rang zwei die inoffiziele Einzelbeste in den Reihen: Daniela Silivas, in Seoul dreimal mit Gold belohnt, bekam dabei beim Plichtsprung sowie der Kür an Barren und Boden die Höchstnote 10.

Für die Einzelfinals der jeweils besten 36 konnte sich aus den bundesdeutschen Riegen nur einer qualifizieren: Mehrkampfmeister Beckmann. Ironie am Rande: Ausgerechnet der 22jährige brachte Unruhe ins Team, weil die Münchner Staatsanwaltschaft wegen einer Schlägerei mit schwerer Körperverletzung gegen ihn ermittelt. Ein Mann mit Nerven.

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