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Freispruch für „Mörder„-Vergleich

Der Satz „Alle Soldaten sind potentielle Mörder“ ist vom Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

Mit einem Freispruch endete gestern Vormittag die siebentägige Revisionsverhandlung gegen den Frankfurter Arzt Peter Augst vor dem Frankfurter Landgericht. „Alle Soldaten sind potentielle Mörder - auch Sie!“ hatte er 1984 in einer Diskussionsveranstaltung vor SchülerInnen zu einem Jugendoffizier der Bundeswehr gesagt. Der zeigte ihn an.

Augst wurde über mehrere Instanzen wegen Volksverhetzung und Beleidigung angeklagt, freigesprochen, verurteilt und jetzt wieder freigesprochen. Das Gericht entschied gestern, die Äußerung sei zwar beleidigend, müsse aber zugunsten der freien Meinungsäußerung hingenommen werden. Der in der Friedensbewegung aktive Arzt habe in „Wahrnehmung berechtigter Interessen“ gehandelt. Solange ein Bischof ungestraft Abtreibung als Mord bezeichnen dürfe, müsse auch die Äußerung des Arztes straflos bleiben, erklärte der Richter abschließend.

Unverzügliche Urteilsschelte betrieb Soldaten-Vater Stoltenberg, der die „Menschenwürde“ seiner Untergebenen verletzt sah. Er schlug unverhohlen eine Gesetzesänderung vor, um solche Urteile unmöglich zu machen. Einen früheren Freispruch hatte damals auch Präsident v.Weizsäcker heftig angegriffen.

Der betroffene Jugendoffizier, Hauptmann Witt, kündigte an, er werden auf jeden Fall weiter prozessieren. Ausführlicher Bericht Seite 5

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