Eine Zumutung-betr.: Disput Rondholz-Kerker über Ritsos Übersetzungen, taz vom 5.4.,8.5. und 7.9.89

betr.: Disput Rondholz-Kerker über Ritsos Übersetzungen,

taz vom 5.4., 8.5. und 7.9.89

„Zwei richtige Wörter plus zwei richtige Wörter ergeben noch keine Gedichtzeile“, entgegnet Armin Kerker Eberhard Rondholz auf dessen Kritik an seinen Ritsos-Übersetzungen. Völlig richtig. Nur geht es leider bei Kerker nicht darum, ob aus richtigen Wörtern stimmige Worte werden - die von Eberhard Rondholz kritisierten Textstellen sind eindeutig falsch, sowohl lexikalisch wie semantisch.

Sicher hat Kerker dazu beigetragen, „so manchem Deutschen den Zugang zur Dichtung von Ritsos und zum Verständnis seines Griechenlands“ zu eröffnen. Mit etwas gutem Willen kann man vielleicht sogar darüber hinwegsehen, daß es stellenweise ein haarsträubend falscher Zugang ist.

Über Kerkers Rechthaberei aber, mit der er seine Unkenntnis zu bemänteln sucht, läßt sich nicht hinwegsehen. Daß er feststehende neugriechische Redewendungen, die so simple Dinge wie das Wetter betreffen, nicht kennt, ist schlimm genug. Daß er aber den des Deutschen mächtigen LeserInnen die Logik verkaufen will, „Wenn 'die Zeit sich wieder öffnet‘, klart sich nämlich auch das Wetter auf“, ist eine Zumutung.

Corinna Jessen, Athen-Vyronas, Griechenland