: Keine Neubauten für ZEH
■ Geplante Sporthalle und Bootswerkstatt können nicht gebaut werden / TU-Massensportveranstaltungen / Nach Bauskandal Etat streng nach Vorschrift
Nach dem Senatswechsel im letzten Frühjahr schöpfte auch die Zentraleinrichtung Hochschulsport (ZEH) an der Technischen Universität Hoffnung, die vom abgewählten konservativen Senat auf Eis gelegten und schon lange geplanten Erweiterungen der Sportanlagen endlich durchführen zu können. Im Kuratorium der TU hatten die damaligen Oppositionsvertreter die geplanten Vorhaben - wie beispielsweise den Bau einer Bootswerkstatt am Stößensee, in der die Boote während der Winterpause überholt werden sollten - stets entschieden befürwortet. Von der ZEH war der Bau der Bootswerkstatt für diesen Herbst vorgesehen. Die Baupläne waren in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur der TU erstellt worden, und die Finanzierung sollte nach den Plänen der ZEH ohne Inanspruchnahme des TU -Haushaltes erfolgen. Die zu bauende Bootshalle sollte mit Hilfe der halben Million Mark finanziert werden, die die ZEH im Lauf mehrerer Jahre aus den Teilnehmergebühren des Hochschulsports angespart hatte.
Mit der Übernahme der Regierungsverantwortung hat der SPD -geführte Wissenschaftssenat aber offensichtlich auch gleich die Argumentation seines Amtsvorgängers mitübernommen. Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller-Seel lehnte den Bau der Bootswerkstatt ab und ließ gleichzeitig das auf einem TU-Konto verwaltete Geld der ZEH sperren. Begründung: Das von der ZEH gewählte Finanzierungsmodell verstoße gegen haushaltsrechtliche Vorschriften. Diese besagen, so ein Vertreter der Wissenschaftsverwaltung auf Anfrage, daß sämtliche Baumaßnahmen der Universitäten über den ordentlichen Haushalt abzuwickeln sind. Der Hintergrund dieser rein formalen Argumentation ist der sogenannte Bauskandal der TU.
Die TU hatte jahrelang, um Bauvorhaben zu beschleunigen, haushaltsrechtliche Vorschriften recht eigenmächtig interpretiert. Seitdem aber diese auch vom Senat jahrelang geduldete Praxis an die Öffentlichkeit gelangt ist, werden sämtliche Bauvorhaben der TU streng nach den haushaltsrechtlichen Vorschriften durchgeführt. Davon bleiben nun auch die zwar unkonventionellen, aber durchaus seriösen Finanzierungsmodelle des Hochschulsports nicht verschont. Die Leidtragenden des Streits zwischen der Wissenschaftsverwaltung und der ZEH sind - wieder einmal die StudentInnen, die weiterhin nicht nur mit hoffnungslos überfüllten Seminaren und Räumlichkeiten zu kämpfen haben, sondern auch mit ebensolchen Sportveranstaltungen.
thol
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