Ironie fehlt nicht-betr.: "Mit Soja-Sesamli die Blutwurst ausstechen", taz vom 20.10.89

betr.: „Mit Soja-Sesamli die Blutwurst ausstechen“,

taz vom 20.10.89

Selbst die ironisch gebrochene „Schreibe“ von B.Müllender täuscht nicht darüber hinweg, daß er der Lebensmittelindustrie auf den Leim gegangen ist. (...)

Die wissenschaftliche Definition der Vollwerternährung, geprägt von den Gießener Ernährungswissenschaftlern Leitzmann, von Kürten, Männle lautet wie folgt: „Vollwerternährung ist eine Ernährungsweise, in der ernährungsphysiologisch wertvolle Lebensmittel schmackhaft und abwechslungsreich zubereitet werden. Sie besteht vornehmlich aus pflanzlichen Lebensmitteln: Vollgetreide, Gemüse und Obst, möglichst aus kontrolliertem Anbau. Etwa die Hälfte der Lebensmittel wird als Frischkost verzehrt; Fleisch und Eier spielen eine untergeordnete Rolle. Vollwerternährung unterscheidet sich von üblicher Mischkost durch das Vermeiden übertriebener Be- und Verarbeitung der Lebensmittel sowie durch das Vermeiden von Zusatzstoffen.“

Tiefgefrorene Lebensmittel erfüllen wegen ihres hohen Verarbeitungsgrades nicht das Kriterium „vollwertig“ - dabei geht es nämlich auch um ein ganzheitliches Denken, das die Produktion der Lebensmittel und die daraus folgenden sozialen Gegebenheiten (Stichwort „Futtermittelimporte“) mit berücksichtigt. Leider fehlen bislang in der taz Artikel über ernährungsökologische Zusammenhänge.

Beschäftigt Euch mal mit dem gigantischen Ettikettenschwindel, der mit dem Begriff „Bio“ geführt wird, da es in der BRD immer noch keine gesetzliche Regelung gibt, die diesen Begriff für kontrolliert-biologische Nahrungsmittel Produzierende schützt.

Nix gegen Ironie, aber fundierte Recherche hat manchmal auch einen gewissen Charme.

Christian Pocher, Pohlheim